Keine E-Rezepte möglich

Cannabis-Apotheke: Wir mussten Praxen aufklären

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Berlin -

Die Falken-Apotheke in Hannover ist seit Jahren auf die Abgabe von Medizinalcannabis spezialisiert. Die Legalisierung und damit verbundene Umstellung der Rezeptanforderung bereitet dem Betrieb von Holger Staffeldt eine Menge Mehraufwand. Auch viele Praxen seien nicht darüber informiert gewesen, dass ab April keine BtM-Rezepte mehr benutzt werden können.

In der Cannabis-Abteilung herrscht angesichts der neuen Regeln für Medizinalcannabis ein Durcheinander, wie Apotheker Martin Güntheroth erklärt. Und das liegt nicht an der Apotheke: „Wir bekommen immer noch BtM-Rezepte“, sagt der Angestellte der Falken-Apotheke. Deshalb entschied er sich, ein Informationsfax an die vier Praxen zu senden, die die Umstellung offenbar nicht mitbekommen haben.

Viele Ärztinnen und Ärzten wüssten nicht, dass sich die Art der Verordnung mit dem neuen Medizinalcannabisgesetz (MedCanG) geändert habe. Denn die Verordnung auf Betäubungsmittelrezepten ist nicht mehr möglich, stattdessen sollen „rosa Rezept/Muster 16“ oder E-Rezepte verwendet werden. Nur für eine Woche – so lange sind BtM-Rezepte gültig – galt eine Übergangsfrist. Die Praxen haben auf die Aufklärung durch die Apotheke reagiert: „Eine Praxis hat nach dem Fax gleich zurückgerufen, eine andere ein neues Rezept geschickt.“

Unzufriedene Patienten

Bei den Patienten führt dieses Hin und Her zu längeren Wartezeiten. „Manche regen sich auf und sind verärgert“, sagt der Apotheker. Einige würden sogar erwarten, dass die Apotheke die Praxen vorab über die Neuregelungen hätte aufklären müssen. Aber das sei allein aus Kapazitätsgründen nicht möglich, sagt Güntheroth. Lob für die schnelle Umsetzung der neuen Regeln gibt es für die Medizinische Hochschule Hannover (MHH). „Die waren fix und haben es super mit dem Switch gemacht.“

Probleme bereiten der Apotheke aber elektronische Verordnungen über Medizinalcannabis. „Das System lässt es einfach nicht zu und zeigt es weiter als BtM“, sagt er. Alle E-Rezepte müssten abgelehnt werden, weil eine Abrechnung nicht möglich sei. Die Apotheke verwendet ADG. Betroffen von allen Rezepten seien 20 Prozent, die elektronisch eingingen. Bis Mai müssten deshalb ausschließlich rosa Rezepte verwendet werden.

In der Apotheke ist man jedoch zuversichtlich: „Ich denke, das wird sich in ein bis zwei Monaten einspielen.“ Einen deutlichen Anstieg bei Privatrezepten kann Güntheroth nicht feststellen. „Es ist vielleicht ein bisschen mehr.“ Generell werde jede Kundin oder jede Kunde vor der ersten Verwendung über die richtige Dosierung und Anwendung aufgeklärt.

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