Medizingeschichte

DDR: Frauen in Kliniken weggesperrt

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In der DDR sind nach Forschungen des Medizinhistorikers Florian Steger massenhaft Frauen wegen angeblicher Geschlechtskrankheiten in Kliniken eingewiesen worden. Der Wissenschaftler der Universität Halle-Wittenberg sagte dem ARD-Magazin „Fakt“, das sei ein DDR-weites Problem gewesen. „Es ist keine lokale Geschichte“, erklärte er.

Die meisten Frauen seien eingesperrt worden, obwohl sie nicht erkrankt gewesen sein, sagte Steger nach dem TV-Beitrag. Die Abteilungen seien Teil des DDR-Staatssystems gewesen, um sozialistische Bürgerinnen zu erziehen. Das Vorgehen habe es nicht nur in Halle gegeben, wo er seine Forschung begonnen habe, sondern auch in Berlin, Leipzig, Dresden oder Magdeburg.

Quellen deuteten daraufhin, dass es im Jahr etwa 3000 Frauen gewesen sein könnten, die mehrere Wochen auf den Stationen weggesperrt wurden. Viele litten bis heute darunter. „Das vergisst man sein Leben lang nicht“, sagte Steger. Er ist Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin in Halle und will seine Forschungen zum Thema künftig auch auf andere Staaten ausweiten.

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