Strafvollzug

In Gefängnissen fehlen Mediziner

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Frankfurt -

Immer mehr psychisch kranke Gefangene und viele unbesetzte Stellen erschweren die Gesundheitsversorgung in den Haftanstalten. Auf den 3. Gefängnismedizin-Tagen, die am Donnerstag und Freitag in Frankfurt am Main stattfinden, wollen Mediziner nach Lösungen suchen. Fast 300 Anstaltsärzte sind nach Angaben der Organisatoren in deutschen Justizvollzugsanstalten tätig.

Rund 150 Teilnehmer werden zu dem Kongress erwartet, der alle zwei Jahre stattfindet. „Die Probleme für Gefängnisärzte sind die Probleme des modernen Strafvollzugs: Drogen, Infektionen, Tod und Psychiatrie“, sagt einer der beiden Tagungsleiter, Karlheinz Keppler. Der Gynäkologe und Suchtmediziner war 25 Jahre lang in einem niedersächsischen Frauengefängnis tätig und ist Autor verschiedener Fachbücher.

Als Arzt müsse man bereit sein, sich auf „relativ schwierige Klientel“ einzulassen und „die Kindsmörderin genauso behandeln wie den Vergewaltiger“. 20 bis 25 Prozent der Stellen sind nicht besetzt. Keppler erläutert: „Das will keiner machen.“ Die Kollegen klagten über mangelnde Wertschätzung für diese „schmutzige“ Arbeit und einen im Vergleich zu Praxis oder Klinik zu niedrigen Verdienst. Der Status als Beamter gleiche das nicht aus.

Psychiater für die Arbeit im Gefängnis zu begeistern, sei besonders schwer. Dabei würden gerade sie gebraucht, da die Zahl der psychisch kranken Häftlinge laut Keppler steige. Keppler und Professor Dr. Heino Stöver schlagen in ihrem Buch „Gefängnismedizin“ ein zentrales psychiatrisches Krankenhaus für Strafgefangene in ganz Deutschland vor. „Wenn man das Problem denn lösen will, wird Zentralisierung das Modell der Zukunft sein“, sagt Keppler.

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