Beschneidungen

Ethikrat fordert Mindeststandards

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Ja zur Beschneidung von Juden und Muslimen in Deutschland, aber nur unter Auflagen: Dafür hat sich der Deutsche Ethikrat ausgesprochen. Notwendig sei eine umfassende Aufklärung über mögliche Risiken ebenso wie die fachgerechte medizinische Ausführung des Rituals. Mindeststandards seien außerdem eine qualifizierte Schmerzbehandlung und die Anerkennung eines entwicklungsabhängigen Vetorechts der betroffenen Jungen, hieß es am Donnerstagabend in einer Mitteilung.

Der Ethikrat wolle mit seiner öffentlichen Debatte zur Versachlichung des Diskurses beitragen, betonte die Vorsitzende Professor Dr. Christiane Woopen. In der Anhörung waren zuvor auch unterschiedliche Positionen der Experten deutlich geworden.

Die Debatte über die bei Juden und Muslimen übliche Beschneidung von männlichen Neugeborenen oder Kindern war durch ein Urteil des Landgerichts Köln im Juni ausgelöst worden. Das Gericht hatte die Beschneidung als „rechtswidrige Körperverletzung“ und damit als grundsätzlich strafbar bewertet. Der Bundestag hatte daraufhin in einer Resolution die Straffreiheit gefordert. Im Herbst soll eine gesetzliche Regelung gefunden werden.

Der israelische Innenminister Eli Jischai forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, sich für das Recht auf Beschneidungen einzusetzen. Juden in Deutschland dürften nicht gezwungen werden, sich zwischen der Einhaltung nationaler oder göttlicher Gesetze entscheiden zu müssen, schrieb der Vorsitzende der strengreligiösen Schas-Partei nach Angaben der Zeitung „Jediot Achronot“ am Donnerstag.

Der israelische Präsident Schimon Peres hatte sich an Bundespräsident Joachim Gauck gewandt. „Die Brit Milah ist ein jüdisches Ritual, das seit Tausenden von Jahren zentral für die jüdische Identität ist und einen Juden ausmacht“, schrieb Peres in einem Brief an Gauck. Peres betonte zugleich, dass die Reaktion der deutschen Regierung und des Parlaments ein gutes Zeichen dafür seien, dass eine gesetzgeberische Lösung für das Recht auf Beschneidung gefunden werde.

 

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