Apotheke schließt nach 30 Jahren

„Wir brauchen einen Gebietsschutz“

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Berlin -

Apothekerin Susanne Kloß wechselt von der Selbstständigkeit in ein Angestelltenverhältnis. Anfang Mai schließt ihre Brunnen Apotheke in Unterensingen. Hauptauslöser war der Wegfall einer Arztpraxis, doch es gibt mehrere Gründe. Die Inhaberin ist gespannt, wie es mit der Branche insgesamt weiter geht, und fände einen Gebietsschutz nach österreichischem Vorbild sinnvoll.

Nach 30 Jahren schließt Kloß die Brunnen Apotheke. „Wir haben eine Hausarztpraxis verloren“, sagt die 55-Jährige. Die zweite stelle hauptsächlich Privatrezepte aus. Durch den Wegfall Ende 2022 gebe es zu wenig Verordnungen. Dazu komme, dass sich das Einkaufsverhalten der Kundinnen und Kunden verschiebe. „Sie gehen in die großen Supermärkte und haben dort Apotheken mit längeren Öffnungszeiten.“

Apotheken brauchen Knotenpunkte

Trotz Öffnungszeiten bis 18.30 außer mittwochs und samstags kann sie dabei nicht mithalten. Der Standort habe zu wenig Frequenz, sagt die Inhaberin. „Es ist wichtig, dass man einen Knotenpunkt hat.“ Es fehlten auch die Fachärzte. Auch eine umfangreiche Sicht- und Freiwahl mit mehreren Eigenmarken habe nichts ändern können. „Das hat nicht gereicht. Ich wäre mit meinem Umsatz in einen kritischen Bereich gekommen.“

Auch die Abwanderung zu Online-Bestellungen sei zuletzt spürbar geworden. „Ich habe Kunden, die ich Jahre nicht gesehen habe. Einen habe ich einmal angesprochen und er sagte, dass er im Internet bestellt, weil es da viel billiger ist.“

Wie vielen Kolleginnen und Kollegen machte Kloß zuletzt der Personalmangel zu schaffen: Seit drei bis vier Jahren steht sie mit einer PKA alleine in der Apotheke. An kostenintensive Vertretungen etwa für den Urlaub war nicht zu denken. Stattdessen schloss sie die Apotheke, wenn die Arztpraxis Ferien angemeldet hatte.

Dann können die Kunden die Apotheken nicht erpressen.

Kloß könnte sich für Deutschland eine Art Gebietsschutz vorstellen. In Österreich etwa gibt es eine Niederlassungsbeschränkung. Das heißt, die Neuerrichtung von öffentlichen Apotheken ist nach geographischen und demographischen Gesichtspunkten geregelt. „Das gehört auch hierher“, sagt sie. „Dann können die Kunden die Apotheken nicht erpressen.“

Jetzt wird sie bei einer Apotheke als Teilzeitkraft anfangen. „Ich würde jederzeit meinen Beruf wieder machen und will nicht verbittert wirken.“ Zusätzlich wird sie in den Apothekenräumen eine Heilpraktikerpraxis eröffnen und dort Patientinnen und Patienten behandeln.

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