Celesio-Vorstand meutert gegen Haniel

Das Verhältnis zwischen dem Stuttgarter Pharmahändler Celesio und dessen Großaktionär Haniel verschlechtert sich zusehends: Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, wirft der Vorstand dem Vorsitzenden des eigenen Aufsichtsrats, Haniel-Chef Professor Dr. Jürgen Kluge, in einem Brief Rufschädigung vor. Kluge hatte in einem Interview mit der FAZ vor einer Woche seinem Ärger über vermeintliche Defizite bei Celesio öffentlich Luft gemacht.

Vor allem Kluges Äußerung, Celesio sei hinter die Wettbewerber zurückgefallen, hat die Celesio-Manager verärgert: Das sei nicht nur falsch, da Celesio weiterhin vor den unmittelbaren Wettbewerbern Alliance Boots und Phoenix stehe; die Äußerung sei auch als „Reputationsschaden“ zu betrachten, zitiert die FAZ aus dem Brief des vierköpfigen Vorstands.

Auch Kluges Kritik an einer mangelnden Strategie bei Celesio hat in Stuttgart für Empörung gesorgt: Die Ausrichtung des Konzerns sei in mehreren Treffen mit dem Aufsichtsrat, also auch mit Kluge, besprochen und darüber Einvernehmen erzielt worden, berichtet die FAZ weiter aus dem Schreiben. Überhaupt fühlt sich das Management vom Großaktionär alleine gelassen: Erneut lasse Kluge völlig unklar, ob der 56-prozentige Anteil an Celesio verkauft werde oder nicht.

Bei Celesio wollte man den Bericht nicht kommentieren. Die Tatsache, dass nicht nur der scheidende Konzernchef Dr. Fritz Oesterle, sondern auch seine Vorstandskollegen Wolfgang Mähr (Großhandel), Dr. Christian Holzherr (Finanzen) und Dr. Michael Lonsert (neue Geschäftsmodelle) den Brief unterzeichnet haben sollen, zeigt aber, wie tief die Gräben sind.

Laut FAZ wurde das Schreiben sowohl an den eigenen Aufsichtsrat, als auch an den Aufsichtsrat von Haniel geschickt. Auf diese Weise dürften die Celesio-Manager dafür Sorge getragen haben, dass der rund 640-köpfige Familienclan auf kürzestem Wege über die Differenzen informiert wird: Laut FAZ treffen sich am Wochenende die Haniel-Mitglieder zur jährlichen Gesellschafterversammlung in Hamburg. Dann könnte es auch um die Zukunft von Celesio gehen.