MLP Gesundheitsreport

Krankenhausärzte schlagen Alarm

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Berlin -

Nach dem aktuellen MLP Gesundheitsreport sehen 79 Prozent der Krankenhausärzte die Therapiefreiheit eingeschränkt. Bei den Assistenzärzten sind es sogar 85 Prozent. Aus Kostengründen mussten die Krankenhausärzte Behandlungen nach eigenen Angaben vielfach verschieben (64 Prozent) oder sie den Patienten sogar ganz vorenthalten (27 Prozent). Damit haben die Beschwerden der Krankenhausärzte über diese Einschränkungen im Vergleich zum Vorjahr massiv zugenommen. Der Gesundheitsreport wird vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Finanz- und Vermögensberaters MLP erstellt.

Eine deutliche Mehrheit der Mediziner befürchtet eine weitere Zuspitzung der Personalsituation in den Krankenhäusern in den nächsten zehn Jahren. Befragte Bürger rechnen mit Krankenhausschließungen, vor allem im Saarland (64 Prozent) und in Niedersachsen (60 Prozent).

Insgesamt 45 Prozent der Bevölkerung machen sich Sorgen, im Pflegefall nicht ausreichend abgesichert zu sein. Nur sehr wenige Bürger, lediglich 10 Prozent, wollen zur Pflege überhaupt in ein Heim. Stattdessen wünschen sich 54 Prozent der Bevölkerung und 63 Prozent der 60-Jährigen und Älteren, mit Hilfe eines mobilen Pflegedienstes in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben.

Grundsätzlich bewerten die Bürger das deutsche Gesundheitswesen aber als sehr gut; das sagten 79 Prozent der Befragten. Deutliche regionale Unterschiede gab es bei der Bewertung von Krankenhäusern. Im Saarland hatten nur 32 Prozent der befragten Bürger einen guten Eindruck von den Kliniken, in Niedersachsen waren es immerhin 49 Prozent. Probleme bei der Hygiene im Krankenhaus sehen 26 Prozent der Ärzte. Eine klare Mehrheit der Mediziner von 79 Prozent wünscht sich mehr Engagement von der Politik.

Gut bewerteten Krankenhauspatienten vor allem das Engagement der Schwestern und Pfleger (74 Prozent). Hingegen wurde beklagt, dass Ärzte sich zu wenig Zeit nehmen könnten (49 Prozent) und das Pflegepersonal überfordert sei (40 Prozent). Wichtig im Krankenhaus sind den Bürgern vor allem Behandlungen durch erfahrene Spezialisten (89 Prozent), aber auch der gute Ruf des Krankenhauses (86 Prozent) ist für sie ein entscheidendes Kriterium.

Wartezeiten beim Arzt bleiben für viele Bürger ein Ärgernis: Eine langwierige Terminvergabe beklagen 54 Prozent, einen zu langen Verbleib im Wartezimmer 66 Prozent. Vor allem die gesetzlich Krankenversicherten (57 beziehungsweise 69 Prozent) sind unzufrieden, während die privat Versicherten das nur zu 33 respektive 44 Prozent bemängelten.

Der Plan einer zentralen Terminvergabe für schnellere Arzttermine der Großen Koalition wird unterschiedlich bewertet: 45 Prozent finden das Vorhaben gut, 33 Prozent lehnen es aber ab, weil Einschränkungen der freien Arztwahl gefürchtet werden. Ganz eindeutig Stellung dagegen beziehen auch die niedergelassenen Ärzte (83 Prozent).

Mehr als zwei Drittel der Bürger und sogar drei Viertel der Ärzte meinen, es komme immer mehr zu einer Zwei-Klassen-Medizin. Zugleich rechnen 84 Prozent der Ärzte mit Schwierigkeiten, aufgrund der Zwänge künftig alles medizinisch Notwendige verordnen zu können. Rund drei Viertel der Bevölkerung sieht steigende Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung auf sich zukommen.

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