GKV-Reform

Kassen verweigern schnellen Preisvergleich

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Berlin -

Der GKV-Spitzenverband soll künftig eine Liste veröffentlichen, auf der alle Zusatzbeiträge geführt werden. Doch die Kassen stellen sich quer. Sie wollen den Versicherten keine Hinweise auf die günstigsten Versicherungen auf einen Blick geben. Das geht aus einer Beschlussvorlage für den Verwaltungsbeirat des GKV-Spitzenverbands vor.

Der Beitragssatz der Kassen sinkt gemäß schwarz-roter Gesundheitsreform Anfang 2015 von 15,5 auf 14,6 Prozent. Fehlendes Geld müssen sich die Kassen dann über einkommensabhängige Zusatzbeiträge holen. Laut Gesetzgeber sollen die Kassen auf die Preisunterschiede hinweisen und so den gewünschten Wettbewerb erleichtern.

Nun solle es mit einem Brief an die Versicherten und dem Hinweis auf eine Liste im Internet nur ein Minimalprogramm an Transparenz geben, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). In der Liste finden Nutzer derzeit lediglich den Namen der Kassen und ob sie bundesweit oder nur in bestimmten Regionen geöffnet sind. Eine Suchfunktion soll es in der Liste von insgesamt 131 Kassen nicht geben.

„Die Liste ist nicht sortierbar nach der Höhe des Zusatzbeitrages und ist wie bisher alphabetisch nach Krankenkassenname sortiert“, heißt es in der Beschlussvorlage. Ohnehin würden Medien und Verbraucherportale im Internet sicherlich zügig Preisvergleiche auflegen, zitiert die FAZ.

Diverse Gremien der Selbstverwaltung hätten kontrovers debattiert, welche Kasse oben und welche unten stehen solle, schreibt die FAZ unter Berufung auf Beteiligte. Man habe sich schlussendlich darauf geeinigt, lediglich eine weitere Spalte mit dem Beitragssatz anzufügen. Es komme nämlich nicht nur auf den Beitragssatz, sondern auch auf die dahinter stehenden freiwilligen Kassenleistungen an.

Deshalb soll auf der Seite der Krankenkassenliste ein Hinweis stehen, „dass der Versicherte neben dem Preis insbesondere auch auf Leistungen und Service der einzelnen Krankenkasse achten soll.“

Von Gesundheitspolitikern kommt harsche Kritik: SPD-Gesundheitsexperte Professor Dr. Karl Lauterbach bezeichnete die Tabelle gegenüber der FAZ als lächerlichen Versuch „das Gesetz ein Stück weit auszuhebeln“. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn, sagte, die Liste erfülle nicht die vom Gesetzgeber gestellten Anforderungen. „Ich bin erstaunt über die Angst der Kassen vor mehr Preistransparenz“, so Spahn. „Es wäre armselig, wenn wir jetzt noch die Details einer verbraucherfreundlichen Veröffentlichung per Gesetz regeln müssten, aber die Kassen legen es ja quasi drauf an.“

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