Protestaufruf an Kolleginnen und Kollegen

Freie Apothekerschaft: Streik am 2. Oktober!

, Uhr
Berlin -

Die Freie Apothekerschaft hat sich entschlossen, mit neuen Protestaktionen voranzugehen: „Ja. Wir rufen auf! Der Beschluss wurde vom Vorstand getroffen“, so die Vorsitzende Daniela Hänel. „Jetzt gilt der 2. Oktober 2023 als weiterer Protesttag!“

Hänel wirft Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor, die Bevölkerung mehrfach falsch informiert zu haben. 200 Defektlisten bewiesen, dass die Versorgungssicherheit für die kommende Herbst/Winter-Saison eben nicht gewährleistet sei. Seine Behauptung im ARD-Morgenmagazin, Apotheken verunsicherten Mütter und Väter, sei eine weitere öffentliche Falschinformation und komme einer Verleumdung nahe. „Denn gerade die Apotheken kümmern sich seit Monaten und geben ihr letztes Hemd, um die Kinder versorgen zu können.“

Wer alle Gesprächstermine mit der Abda ablehne, sich aber gleichzeitig darauf verlasse, dass die Apotheken vor Ort durch ihre unermüdliche Mehrarbeit seinen Posten sicherten, der müsse „eines Besseren belehrt werden“. Hänel: „Wer Leistungserbringer öffentlich verhöhnt und verunglimpft, ist seines Amtes nicht würdig und muss zurücktreten!“

Die Zeiten, in denen Apotheken in Duckmäusermanier alles hingenommen hätten, seien vorbei. „Es ist Zeit sich, sich deutlich zu wehren!“ Der 27. September werde eben kein „Tag der Antworten“, wenn weder der Bundesgesundheitsminister noch Bundestagsabgeordnete persönlich beim Deutschen Apothekertag (DAT) anwesend seien. Deshalb wird Hänel ihre Apotheke am Montag, den 2. Oktober, ganztägig geschlossen halten. Der Tag ist nicht zufällig ausgewählt: Am Brückentag wollen auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ihre Praxen geschlossen halten.

Brauchen keine Diffamierung

„Wir brauchen keine weiteren Diffamierungen vom höchsten Amtsträger im Gesundheitswesen! Durch die von der Politik geschaffenen Rahmenbedingungen ist eine ordnungsgemäße Versorgung der Bevölkerung nicht mehr möglich“, so Hänel. Sie argumentiert wie folgt: „Ich kann meine Apotheke nicht die komplette Woche geöffnet lassen, wenn ich nicht gegen die Vorgaben der Apothekenbetriebsordnung verstoßen will. Diese besagt, dass wir Arzneimittel für den Bedarf von mindestens einer Woche vorrätig halten müssen. Dies ist unter den gegebenen Umständen und den vielen fehlenden Arzneimitteln nicht einzuhalten!“

Sie lädt alle Kolleginnen und Kollegen ein, eine Dienstbefreiung bei der zuständigen Behörde zu beantragen. „Jeder, der sich der Aktion am 2. Oktober 2023 anschließt, setzt ein weiteres Zeichen, dass wir mit dem aktuellen Gesundheitsminister unzufrieden sind und personelle Konsequenzen fordern, um eine ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung der Bevölkerung für die Zukunft sicherzustellen und für eine entsprechende Honorierung unserer Arbeit kämpfen.“

Hänel und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter waren bereits im März mit der Protestaktion „Der letzte Kittel“ vorangegangen. Sie sei sich bewusst, dass jetzt womöglich abermals nicht alle Kolleginnen und Kollegen mitziehen – und dass ihre Aktion ein „Rohrkrepierer“ werden kann. Dennoch will sie die Sache durchziehen: „Noch nie war die Chance so groß, und wir sind immerhin kein kleiner Verein mit mittlerweile 600 Mitgliedern.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr aus Ressort
Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN
Ein Riss geht durchs Land
„Aus der Spartugend ist längst eine Obsession geworden“
AOK-Chefin: Schuldenbremse belastet Sozialversicherungen
Arbeitgeber warten oft vergeblich auf Ausgleich
Corona-Quarantäne muss nicht erstattet werden

APOTHEKE ADHOC Debatte