Colonia Dignidad

Vorwürfe gegen Sektenarzt

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Gegen den deutschen Arzt Hartmut Hopp gibt es weitere Vorwürfe wegen der berüchtigten Auswanderer-Siedlung Colonia Dignidad in Chile. Als der sogenannte „Sektenarzt“ das Krankenhaus geleitet habe, seien dort zwei Siedlern bis 2002 ohne medizinischen Grund Psychopharmaka verabreicht worden, erklärte Petra Schlagenhauf. Die Rechtsanwältin vertritt die beiden Mandanten, die mittlerweile in Deutschland leben.

Medienberichten zufolge galt Hopp als Helfer des verstorbenen Leiters der Colonia Dignidad („Kolonie der Würde“), Paul Schäfer. Die chilenische Justiz wirft Hopp Kindesmissbrauch und Folter während der Militärdiktatur vor.

Schlagenhauf habe bei der Staatsanwaltschaft Krefeld Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Der Vorwurf sei nicht verjährt. Die Vorwürfe lauten psychische und physische Unterdrückung. In der Colonia Dignidad sei so teils über Jahrzehnte mit Menschen verfahren worden, sagte die Rechtsanwältin.

Der langjährige Arzt der Siedlung war im Mai nach Deutschland geflohen. Zuvor war er in Chile als Mittäter von Sexualverbrechen zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und einem Tag verurteilt worden. Weil das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, war Hopp auf freiem Fuß. Er wohnt inzwischen in Krefeld. Chile hat die Auslieferung des 67-Jährigen beantragt; Deutsche werden aber nicht ans Ausland ausgeliefert. In Chile gehörte er zur Führungsebene der Colonia Dignidad, die nach dem Militärputsch von Augusto Pinochet im September 1973 auch als Basis des Geheimdienstes diente.

Unterdessen wartet die Staatsanwaltschaft noch auf die offizielle Übermittlung des Gerichtsurteils aus Chile. Anfang November könne gesagt werden, wie es mit den Ermittlungen weitergehe, sagte ein Sprecher der Behörde. Derzeit lassen die Ermittler fast 1000 Seiten übersetzen, die von Privatleuten stammen.

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