Urteil

Eizellen auch nach Tod unter Verschluss

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Freiburg/Berlin -

Ein Ehemann hat nach dem Tod seiner Frau keinen Anspruch ihre in einer Klinik eingefrorenen, befruchteten Eizellen. Der in Freiburg ansässige Zivilsenat des Oberlandesgerichtes (OLG) Karlsruhe wies die Klage eines wiederverheirateten Witwers gegen die Uniklinik Freiburg ab. Die Klinik dürfe die 15 Eizellen der 2010 verstorbenen Frau nicht herausgeben, entschied das Gericht. Das deutsche Embryonenschutzgesetz verbiete die vom Kläger geforderte Herausgabe der Eizellen.

Der Kläger wollte sich mit Hilfe der Eizellen gemeinsam mit seiner neuen Ehefrau, mit der er seit 2012 verheiratet ist, einen Kinderwunsch erfüllen. Er plante, die Zellen von seiner zweiten Ehefrau austragen zu lassen. Dies entspreche sowohl dem Wunsch seiner ersten als auch dem Willen seiner zweiten Frau, sagte er. Die Klinik lehnte dies jedoch ab und hielt die Eizellen unter Verschluss.

Das Gericht folgte nun dieser Einschätzung. Nach dem Vertrag, den das Ehepaar und die Klinik geschlossen hatten, sollte eine Herausgabe der Eizellen nur an das Ehepaar gemeinsam erfolgen, sagte der Vorsitzende Richter Bernhard Joos. Daran müsse sich die Klinik halten.

Zudem sei der Wunsch des Klägers nicht mit dem in Deutschland geltenden Embryonenschutzgesetz vereinbar. Dieses verbiete generell ein Weiterleiten solcher Eizellen an Dritte: Nur die Frau, von der die Eizellen stammen, darf sie zur Schwangerschaft nutzen. Die Rechtslage sei hier eindeutig, betonte der Richter in der Urteilsbegründung. Zudem dürfen laut Gesetz innerhalb eines Zyklus höchstens drei Embryonen auf eine Frau übertragen werden.

Schon das Landgericht Freiburg hatte in der vorherigen Instanz im Oktober vergangenen Jahres die Klage des Witwers abgewiesen. Der Kläger akzeptierte das nicht und zog vor das Oberlandesgericht. Eine Revision gegen das Urteil ließ das OLG nicht zu. Die am Prozess Beteiligten haben aber die Möglichkeit, gegen diese Nichtzulassung der Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) Beschwerde einzulegen.

In Deutschland sind nach Expertenangaben etwa sechs Millionen Frauen und Männer ungewollt kinderlos. Allein im Jahr 2014 gab es knapp 88.000 Behandlungen zur künstlichen Befruchtung. Die In-vitro-Fertilisation (IVF) nutzen Mediziner bei bestimmten Fruchtbarkeitsproblemen der Frau wie etwa einem Eileiterverschluss. Zunächst wird mit Hormonpräparaten die Eizellreifung stimuliert. Die gereiften Eizellen werden anschließend abgesaugt und im Labor mit den Samenzellen des Mannes befruchtet. Der entstehende Embryo wird in die Gebärmutter der Frau eingepflanzt. Die anderen befruchteten Eizellen können für spätere Behandlungen tiefgefroren werden.

Am weitaus häufigsten wird inzwischen die Intra-Cytoplasmatische Sperma-Injektion (ICSI) genutzt. Sie kommt bei Fruchtbarkeitsproblemen des Mannes zum Einsatz. Der Ablauf ist zunächst derselbe wie bei der IVF, zur Befruchtung wird jedoch eine Samenzelle unter einem Mikroskop direkt in die Eizelle gespritzt.

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