Malariatherapie

Lariam für Bundeswehr

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Berlin -

Die Bundeswehr will das Malaria-Medikament Lariam (Mefloquin, Roche) weiter verwenden, obwohl es wegen möglicher psychischer Nebenwirkungen umstritten ist. Die seit zehn Jahren gegen die gefährliche Tropenkrankheit eingesetzte Prophylaxe habe sich „als gutes, komplikationsarmes Medikament bewährt“, erklärte das Verteidigungsministerium. Zuvor hatte das ARD-Magazin „Kontraste“ Experten zitiert, die die Verabreichung des Medikaments an Soldaten für zu riskant halten. In US-Medien war in den vergangenen Wochen zudem darüber spekuliert worden, ob der Soldat, der bei einem Amoklauf in Afghanistan vor wenigen Wochen 17 Menschen tötete, unter Lariam stand.

 

Von den rund 120.000 Bundeswehrsoldaten, die seit 1999 weltweit in Malariagebieten im Einsatz waren, wurden 26 leicht infiziert. Allein in Afghanistan wurde Lariam laut Ministerium seit 2002 jedes Jahr an 2000 bis 10.000 Soldaten verabreicht. Das Einsatzgebiet der Bundeswehr in Afghanistan gilt als Malariagebiet, die Infektionsgefahr wird von der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DGT) dort aber als niedrig eingestuft.

Das Medikament wird von der DGT als „kostengünstige Alternative“ zu anderen Prophylaxen geführt. „Nebenwirkungen werden häufig im psycho-vegetativen Bereich, selten als epileptische Anfälle und psychotische Symptome beobachtet“, heißt es auf der Internetseite des Instituts, an dessen Einschätzung sich auch die Bundeswehr orientiert.

 

 

In dem „Kontraste“-Beitrag warnte unter anderen Wolfgang Becker-Brüser vom Informationsdienst Arznei-Telegramm vor einer Weiterverwendung von Lariam: „Man weiß letztendlich nicht, was man mit diesen Soldaten anrichtet, ob sie vielleicht aggressiv werden, halluzinieren oder psychotisch reagieren“, so Brüser.

Das Verteidigungsministerium verweist darauf, dass erst ein einziger Fall einer unerwünschten Nebenwirkung des Medikaments gemeldet worden sei. Dabei habe es sich um die Entzündung einer Bauspeicheldrüse gehandelt.

An Taucher und Piloten wird Lariam übrigens nicht verabreicht. Der Grund: Es kann nach DTG-Erkenntnissen feinmotorische Störungen auslösen. Bei Aktivitäten, „die eine ungestörte Aufmerksamkeit, räumliche Orientierung und Feinmotorik erfordern“, sollte Lariam nicht genommen werden, heißt es in der Expertise des Instituts im Internet. Trotzdem hält das Ministerium das Medikament etwa bei Panzerfahrern oder Scharfschützen für unproblematisch und beruft sich dabei auf Informationen des Herstellers und DTG-Empfehlungen.

 

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