Schaufenster abgeklebt

Kiel: Vier Schließungen an einem Tag

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Berlin -

Das Apothekensterben ist in vollem Gange, die Zahl der Schließungen ist so hoch wie nie. Welches Ausmaß diese Entwicklung angenommen hat, ist gerade in Kiel gut erkennbar. Hier haben am 31. Dezember gleich vier Apotheken geschlossen – ein trauriger Rekord. Vor allem im Westen der Stadt werden die Wege weiter. Während die Apothekerkammer die Landeshauptstadt weiterhin „gut aufgestellt“ sieht, rechnen die Kolleginnen und Kollegen vor Ort mit weiteren Schließungen in naher Zukunft.

Die Eingangstür ist mit der Bild-Zeitung abgeklebt.Foto: APOTHEKE ADHOC

Kiel ist mit knapp einer Viertelmillion Einwohner:innen die bevölkerungsreichste Stadt in Schleswig-Hollstein. Bis zum Jahresende versorgten 79 Apotheken die norddeutsche Stadt. In das neue Jahr startet Kiel mit allerdings mit vier Apotheken weniger.

Fleethörn-Apotheke

Mit der Fleethörn-Apotheke hat eine Traditionsapotheke geschlossen, die mehr als 100 Jahre lang die Menschen mit Arzneimitteln versorgte. Gemeinsam mit seiner Frau war Inhaber Jürgen Nolte 45 Jahre lang für seine Kundinnen und Kunden da. Im Alter von 74 Jahren will er nun einen Schlussstrich ziehen – auch aus wirtschaftlichen Gründen, wie er dem Portal „Kielerleben“ sagte. Dass er keinen Nachfolger für sein Lebenswerk finden konnte, hat er mittlerweile akzeptiert: „Ich bin mittlerweile immun."

Germania-Apotheke

Auch die Germania-Apotheke am Ellerbeker Markt in der Schönberger Straße hat eine lange Geschichte. Gegründet 1903, wurde sie seit 1978 von Dr. Walter Binder geführt.

Storchen-Apotheke

Die Storchen-Apotheke im Knooper Weg existierte seit 1959, Inhaberin Astrid Feldmann leitete den Betrieb seit 1994.

Viktoria-Apotheke

Die Viktoria-Apotheke existierte seit 1994. Inhaberin Julika Oehmichen hatte den Betrieb vor elf Jahren übernommen. Heute sind die Schaufenster mit der Bild-Zeitung abgehängt, der Briefkasten ist mit Paketband zugeklebt.

Zwei Notdienste mehr

Die Apothekerkammer erklärt: „Die Stadt Kiel ist – trotz der vier Schließungen zum Ende des vergangenen Jahres – mit den verbliebenen 75 Apotheken im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden gut aufgestellt.“

Auch die Schaufenster lassen keinen Blick mehr in die Innenräume zu.Foto: APOTHEKE ADHOC

Die Schließungen bedeuten allerdings mehr Notdienste für die verbliebenen Kolleg:innen. Die Kammer versichert: „Die Arzneimittelversorgung ist im Notdienst sichergestellt. Natürlich bedeutet die Schließung für die Kieler Apotheken eine Mehrbelastung, auch was die Ableistung der Notdienste betrifft. Jedoch liegt die Notdienstbelastung einer Kieler Apotheke nach den Schließungen im Durchschnitt zwischen 13 und 17 Diensten pro Jahr und bedeutet eine maximale Erhöhung pro Apotheke um zwei Dienste.“

Im Vergleich mit ländlicheren Gegenden wie den Landkreisen Schleswig-Flensburg oder Nordfriesland gehe die Schere aber nach wie vor weit auseinander, erklärt die Kammer. „Dort gelegene Apotheken haben in den vergangenen Jahren entweder fast oder bereits zielgenau die Maximaldienstgrenze von 39 Diensten pro Jahr erreicht. Selbst hier gibt es Bundesländer mit noch deutlich höherer Notdienstbelastung.“

Apotheken fangen Kundschaft auf

Umliegende Apotheken spüren die Schließungen am Kundenzulauf: „Die Kunden sind natürlich froh darüber, dass wir noch da sind und sie jetzt zu uns kommen können“, weiß ein Apotheker aus dem Umkreis zu berichten, „Wir machen das wirklich gerne und freuen uns über die neuen Kunden.“

In den Briefkasten können keine Rezepte mehr eingeworfen werden.Foto: APOTHEKE ADHOC

Noch mehr würde er sich allerdings freuen, wenn der Mehraufwand durch eine entsprechende Vergütung dieser Leistung von politischer Seite anerkannt werden würden, „Dass wir um 18 Uhr schließen, heißt nicht, dass wir dann auch nach Hause gehen können. Je mehr Kunden es werden, desto mehr Arbeit wartet nach Feierabend auf uns", berichtet er weiter.

„Die Kunden sind sehr froh darüber, dass es uns als Lösung gibt und von uns gerne als Neukunden empfangen werden“, weiß eine weitere Apothekerin zu berichten, „Die Kammer hat uns über zusätzliche Notdienste informiert. Das sind so ein bis zwei zusätzliche Notdienste pro Jahr. Wir merken auch schon, das es mehr Kunden pro Nacht werden.“

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