Rx-Boni

Zuzahlungsclub sucht Partnerapotheken

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Berlin -

Apotheker dürfen ihren Kunden nicht die gesetzliche Zuzahlung erlassen. Damit die Patienten trotzdem sparen können, hat der Verein Vivavita ein Kooperationsmodell entwickelt. Die Vereinsmitglieder zahlen einen geringen Jahresbeitrag von derzeit 17,50 Euro; aktuell gibt es zudem eine 4-monatige kostenfreie Sammelmitgliedschaft für bis zu 10 Personen zum unverbindlichen Testen. Den Großteil der Finanzierung übernehmen als „aktive Mitglieder“ die Apotheken. Der „Zuzahlungsclub“ geht jetzt in die Offensive und lädt Pharmazeuten ein, sich zu beteiligen. Wegen wiederholt vorgetragener rechtlicher Bedenken gegen das Konzept wünscht sich Vivavita zudem eine juristische Klärung.

 

Bekannt geworden ist der Verein durch eine Kooperation mit der EU-Versandapotheke mit Sitz in Cottbus. Dieser wurde im März 2010 vom Landgericht Cottbus verboten, für Vivavita und die ähnlich aufgestellte Deutsche Patienten Initiative (dpi) zu werben. Aus Sicht der Richter hatte die Versandapotheke die Partner nur pro forma zwischengeschaltet, um den eigenen Kunden die Rabatte gewähren zu können.

Ein Sprecher von Vivavita weist das zurück: Die Partnerapotheken müssten einen Mitgliedsbeitrag zahlen. Dieser ist auf 0,5 Prozent des Kammerbeitrags festgesetzt nach oben gedeckelt sei, beträgt aber mindestens 1000 Euro. Der Betrag ist jährlich im Voraus zu entrichten und dem Vivavita-Sprecher zufolge unabhängig von der Anzahl der eingereichten Rezepte. Die Finanzierung sei eine Mischkalkulation.

Neben der EU-Versandapotheke beteiligen sich dem Sprecher zufolge schon mehr als 30 niedergelassene Apotheken an Vivavita. Genannt werden wollen allerdings nur zwei, in Berlin und im thüringischen Suhl. Neuen Schwung erhofft man sich von der AMG-Novelle. „Dann werden die Karten neu gemischt“, sagt der Sprecher mit Blick auf das geplante Rx-Rabattverbot für ausländische Versandapotheken. Ohne die Konkurrenz aus Holland könnten dann auch die Beiträge für die nach Vereinsangaben rund 10.000 passiven Vivavita-Mitglieder erhöht werden.

 

 

Frühere Pläne, Vivavita zu einem Apotheken-Franchise-Konzept auszubauen, wurden mittlerweile fallen gelassen. Dafür gibt es offenbar Bestrebungen, mit der dpi zu fusionieren. Das Unternehmen erstattet nach einem nahezu identischen Modell Patienten die Zuzahlung und arbeitet ebenfalls mit der EU-Versandapotheke zusammen.

Deren Inhaberin Thierfelder muss sich mittlerweile wieder vor Gericht verantworten. Apotheker Christian Kraus aus dem baden-württembergischen Pforzheim moniert die Zusammenarbeit mit dpi sowie verschiedene formale Verstöße auf der Homepage der Versandapotheke.

Inzwischen hat Thierfelder außerdem Ärger mit der Apothekerkammer Brandenburg. Im Rahmen eines berufsrechtlichen Verfahrens hat die Kammer gegen die Apothekerin eine Geldstrafe verhängt. Thierfelder will dies von einem Berufsgericht überprüfen lassen, einen Termin zur Verhandlung gibt es noch nicht. Die Kammer will das laufende Verfahren nicht kommentieren, hat aber über die Kollegen in Baden-Württemberg bei Kraus die Übermittlung gerichtsverwertbarer Informationen angefragt.

Der Apotheker hat parallel beim Finanzgericht in Bad Homburg beantragt, dass die Gemeinnützigkeit von Vivavita überprüft wird. Dieser Angriff geht dem Vereinssprecher zufolge aber ins Leere: Seit der Mitgliederversammlung im Januar erhebe man keinen Anspruch mehr auf Gemeinnützigkeit. Trotzdem wünscht sich Vivavita, von dem Apotheker verklagt zu werden, damit eine juristische Überprüfung des Modells stattfinden kann.

 

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