Porträt

Watson: Vom Apotheker zum Milliardär

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Berlin -

Für den US-Generikakonzern Watson steht die größte Übernahme seiner Firmengeschichte an. Doch die erste ist es nicht: In weniger als 30 Jahren entwickelte sich Watson vom Projekt eines taiwanesischen Einwanderers zu einem der größten Konzerne der Branche.

 

1985 wurde die Firma von Dr. Allen Chao gegründet. Der Taiwanese war 1968 in die USA gekommen, um Pharmazie zu studieren. Nach Abschluss des Studiums begann er seine Karriere beim Pharmahersteller G. D. Searle, der 2003 von Pfizer übernommen wurde.

Während seiner Zeit bei Searle wurde Chao von seiner Mutter dazu gedrängt, sein eigenes Unternehmen aufzubauen. 1983 bekam sie ihren Willen: Chao verließ Searle und begann, die Firma aufzubauen, die später Watson werden sollte. Der Firmenname ist übrigens an den Mädchennamen von Chaos Mutter, „Hwa“, und Sohn, „son“, angelehnt – im Englischen wurde daraus Watson.

Ursprünglich wollte Chao eigene Arzneimittel entwickeln und vermarkten. Da dies jedoch ein risikoreiches Geschäft ist – besonders für Jungunternehmer – beschloss er, sich auf Generika zu konzentrieren. Chao holte Dr. David Hsia – ebenfalls Apotheker – als Partner mit an Bord.

Gemeinsam versuchten die beiden Firmengründer, die nötigen Gelder für ihr Projekt aufzutreiben. Allerdings waren nur wenige Investoren an dem Unternehmen interessiert, und auch die Banken in Chicago – wo Watson aufgebaut werden sollte – waren nicht bereit, ihnen das nötige Geld zu leihen.

Daraufhin gingen Chao und Hsia nach Kalifornien und wandten sich an die taiwanesische Gemeinschaft. Über Familienmitglieder und Freunde sammelten sie 4 Millionen US-Dollar ein – und konnten damit Watson starten.

 

 

Noch während sie ihr Startkapital einsammelten, entwickelten Chao und Hsia mit Furosemid zur Behandlung von Bluthochdruck ihr erstes Generikum. Im Januar 1985 erhielten sie die Zulassung und begannen sofort mit der Vermarktung. Mit dem Gewinn wurde die Entwicklung weiterer Arzneimittel finanziert.

Dabei konzentrierte sich Chao auf Medikamente mit kleinen Märkten, die für große Hersteller von wenig Interesse waren. Damit waren die Watson-Produkte häufig die einzigen Konkurrenten zu den Originalen, sodass die Margen relativ hoch waren – während sich andere Hersteller bei den Schnelldrehern gegenseitig zu unterbieten versuchten.

In den frühen 1990er Jahren wuchs das Geschäft von Jahr zu Jahr. 1993 lag der Umsatz bei 67,6 Millionen Dollar, der Gewinn bei 12,2 Millionen Dollar. Die gestiegenen Einnahmen nutze Chao, um die Produktion auszubauen. Im Februar 1993 ging Watson an die Börse.

In den folgenden Jahren wuchs Watson durch zahlreiche Firmenübernahmen, beginnend 1995 mit dem New Yorker Unternehmen Circa. Auch das Portfolio wandelte sich, 2002 entwickelte Watson mit Oxytrol sein erstes eigenes Präparat, ein transdermales Pflaster zur Behandlung von Harndrang.

 

 

In dieser Zeit war Watson bereits das fünftgrößte Pharmaunternehmen und der drittgrößte Generikahersteller in den USA – und weitere Firmen wurden übernommen. 2007 trat Chao als Firmenchef zurück und übergab das Amt an Paul Bisaro, der zuvor beim Konkurrenten Barr tätig war. Bisaro führte den Expansionskurs fort, 2011 wurde der griechische Hersteller Specifar übernommen, im Januar dieses Jahres das australische Pharmaunternehmen Ascent und der südostasiatische Generikahersteller Strides Acrolab.

2011 machte Watson einen Umsatz von 4,6 Milliarden Dollar, der Gewinn lag bei 261 Millionen Dollar. Außerhalb der USA ist Watson bislang allerdings kaum vertreten; nur 16 Prozent des Umsatzes kommen derzeit aus anderen Ländern. Für das weltweite Generikakgeschäft war übrigens zuletzt ein ehemaliger Actavis-Manager zuständig.

In Frankreich und in Großbritannien gibt es Geschäftseinheiten; in Deutschland hat die britische Firma Arrow, 2009 von Watson gekauft, einige Produkte auf dem Markt. Mit dem Actavis-Deal rückt Watson jetzt auf Platz 3 der weltweit größten Generikaunternehmen auf.

 

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