Generikakonzerne

Stada: Apotheker wollen sich selbst ersetzen

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Berlin -

Die Stada geht nach den jüngsten Angriffen des Finanzinvestors Active Ownership Capital (AOC) in die Offensive und nimmt das Heft des Handelns in die Hand: Der Aufsichtsrat soll schon in diesem Jahr erneuert werden und nicht erst 2018. Treiben lassen will sich der Konzern dabei nicht: Die Hauptversammlung wird vom 9. Juni auf den 26. August verschoben.

Am Sonntag hat der Aufsichtsrat auf einer Sitzung die Gegenmaßnahmen eingeleitet. Für den Wechsel im Aufsichtsrat sei ein geordneter Prozess für das Jahr 2018 vorgesehen gewesen, da dann die Mandate des amtierenden Aufsichtsrats ohnehin ausgelaufen wären. Nach intensiven Gesprächen mit zahlreichen Investoren wisse man aber, dass die Aktionäre frühere Neubesetzungen begrüßen würden, heißt es in einem Schreiben des Kontrollgremiums.

„Der Aufsichtsrat hat mit Überzeugung diese Anregung aufgenommen, weil es dem Unternehmen erlaubt, die Erneuerung des Aufsichtsrats sowie Amtszeiten der neuen Mitglieder von fünf Jahren mit der erforderlichen Kontinuität und einem Wissenstransfer für die verbleibenden zwei Jahre bis 2018 zu verbinden.“

Unabdingbar sei aber eine „sorgfältig vorbereitete und durchgeführte Auswahl geeigneter Kandidaten“. Daher bildet der Aufsichtsrat nun einen Nominierungsausschuss, der – unter Leitung von Dieter Koch und mit Unterstützung externer Experten – einen strukturierten Auswahlprozess durchführen und mindestens drei neue Aufsichtsräte vorschlagen soll.

Noch vor gut einer Woche hatte der Generikakonzern nachträglich einen Antrag von Active Ownership Capital (AOC), seinem größten Einzelaktionär, auf die Tagesordnung der Hauptversammlung gesetzt. Damit wollte der Investor den Austausch von Vertretern der Kapitalseite im Aufsichtsrat durchsetzen.

Dem Antrag zufolge sollten der frühere Hexal-Finanzchef Klaus-Joachim Krauth, der ehemalige Asklepios-Chef Ulrich Wandschneider sowie Klaus Röhrig, einer der Gründer von AOC, ein Mandat bekommen. Ursprünglich standen auch Julia Barth, ehemalige Chefjuristin von Sandoz, und der ehemalige Chef der Techniker Krankenkasse, Professor Dr. Norbert Klusen, zur Diskussion.

Ausgeschieden wären nach dem ursprünglichen Vorschlag neben Koch (ehemals Apotheke Dänischenhagen) auch Aufsichtsratschef Dr. Martin Abend, Rechtsanwalt aus Dresden, sowie die Apotheker K. F. Arnold Hertzsch (Augustus-Apotheke, Dresden) und Constantin Meyer (Kreuz-Apotheke, Seelze). Auch Dr. Eckhard Brüggemann, Allgemeinarzt aus Herne, sollte seinen Stuhl räumen; lediglich Carl Ferdinand Oetker, ehemaliger Generalbevollmächtigter des Bankhauses Lampe und seit kurzem Investor, sollte bleiben dürfen.

Später hatte sich Abend mit AOC auf einen Kompromiss geeinigt: Demnach sollte nicht nur er selbst bleiben dürfen, sondern auch Koch. Den Pharmazeuten, der im Juli 80 Jahre alt wird und der seit 1983 im Kontrollgremium der Stada ist, hatte der Investor ursprünglich besonders auf dem Kieker.

AOC hatte Anfang April eine Beteiligung von gut 5 Prozent an Stada, dazu kamen Optionen über weitere 1,9 Prozent. „Wir finden die Strategie der Stada im Grundsatz gut: Internationalisierung und Fokussierung auf das Markengeschäft“, sagte AOC-Partner Florian Schuhbauer. „Aber dem Management muss auch der richtige Aufsichtsrat an die Seite gestellt werden.“ Dann hätte die Stada Chancen, in der sich rasant konsolidierenden Branche alleine bestehen zu können. „Ich bin davon überzeugt, dass Stada den Aktienkurs in vier bis fünf Jahren verdoppeln kann.“

Eine weitere Forderung des Finanzinvestors wird aber auch auf der Tagesordnung der im August statfindenden Hauptversammlung stehen. AOC will eine Umwandlung vinkulierter Namensaktien von Stada in normale Namensaktien durchsetzen, womit die Übertragung von Aktien nicht mehr von der Zustimmung des Unternehmens abhängig wäre. Der Aufsichtsrat kündigte zudem eine externe Bewertung des Vorstandsvergütungssystems an.

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