Pharmalogistik

Lieferchaos bei Trans-o-flex

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Berlin -

Beim Logistikdienstleister Trans-o-flex gibt es derzeit massive Probleme. Wie das Homecare-Unternehmen Sangro in einem Brief an die Kunden mitteilt, herrschen in einigen Verteilzentren „katastrophale Zustände“. Betroffen seien die Liefergebiete Neumünster, Köln, Koblenz, Kassel, Duisburg, Hannover und Berlin. Trans-o-flex begründet die Probleme mit dem Weihnachtsgeschäft.

Man sei von Apotheken informiert worden, dass Pakete später ankämen als erwartet oder dass Ware überhaupt noch nicht eingetroffen sei, so eine Sangro-Sprecherin. Die Probleme existierten seit vergangener Woche, seit gestern seien auch Kunden in der Hauptstadt betroffen. Auch Patienten erhielten im Direktgeschäft mitunter nur die Hälfte der Ware, der Rest komme später. „Wir haben das Gefühl, dass die Pakete irgendwo verschwunden sind.“

Man sei von Trans-o-flex nicht rechtzeitig informiert worden, schreibt Geschäftsführer Andreas Schneider. Um die Probleme zu lösen, suche man derzeit nach anderen Frachtführern. Dadurch könne unter Umständen keine lückenlose automatische Rückführung der Abliefernachweise sichergestellt werden.

Gleichzeitig sei Trans-o-flex nicht in der Lage, Ware vom Hersteller an Sangro auszuliefern. Dadurch seien Bestellungen der vergangenen Tage noch nicht komplett eingetroffen. Das Problem könne sich hochschaukeln und irgendwann zu Lieferengpässen führen, so eine Sprecherin des Homecare-Versenders, der zur GHD-Gruppe gehört und neben Apotheken auch Endkunden beliefert.

Bei Trans-o-flex bestätigte man, dass es derzeit zu Verzögerungen kommt. Grund sei das Weihnachtsgeschäft, das derzeit auf Hochtouren laufe. Insbesondere die Vertriebszentren in Koblenz, Kassel und Duisburg hätten viel mehr Ware als sonst und seien regelrecht überrollt worden.

Man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung des Problems und liefere jetzt etwa auch samstags aus. Außerdem setze man zusätzliche Fahrer ein, die allerdings die Routen noch nicht beherrschten. Wann die Probleme behoben seien, ließe sich derzeit noch nicht sagen: „So etwas kann man nicht von heute auf morgen aufarbeiten.“

Schon vor drei Jahren hatte Trans-o-flex wegen massiver Lieferprobleme für Schlagzeilen gesorgt: Weil das Unternehmen von der Menge der Pakete überfordert war, gab es Schwierigkeiten bei der Auslieferung von Grippeimpfstoffen an Arztpraxen in Sachsen-Anhalt. Den Zuschlag hatte bei der Ausschreibung die Schloss Apotheke in Bergisch Gladbach erhalten; laut Inhaber Markus Kerckhoff war der Logistikdienstleister damals bundesweit an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit gekommen.

Ärzte klagten seinerzeit darüber, dass die bestellten Impfstoffe gar nicht, Wochen zu spät oder außerhalb der Praxisöffnungszeiten geliefert worden seien. Immer wieder sei auch die Kühlkette unterbrochen worden.

Trans-o-flex ist seit 2008 eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Österreichischen Post. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen mit 1650 Angestellten knapp 505 Millionen Euro um, das waren 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Hälfte entfällt auf den Pharma- und Gesundheitsbereich.

Weitere 4600 Mitarbeiter beschäftigen die Systempartner: Den Betrieb der 40 Niederlassungen und Umschlagszentren hatte Trans-o-flex 2003 an Subunternehmer übertragen, die wiederum selbstständige Fahrer haben. Das Modell ist typisch für die Logistikbranche.

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