Gefährliche Interaktion

Beratungsbedarf: Achtung Wechselwirkung!

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Berlin -

Jede zehnte Krankenhauseinweisung geht auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurück. An den Folgen sterben in Deutschland jährlich mehr als 25.000 Menschen, deutlich mehr als im Straßenverkehr. Patient:innen mit einer Polymedikation müssen besonders aufmerksam sein, schnell kommt es zu gravierenden oder gar lebensbedrohlichen Wechselwirkungen. Welche Medikamente brauchen hinsichtlich der gleichzeitigen Einnahme besondere Beratung in der Apotheke?

Die Anzahl der verordneten Wirkstoffe nimmt mit dem Alter zu. Ein durchschnittlicher Patient ab 40 Jahren habe innerhalb von zehn Jahren 20 verschiedene Wirkstoffe sowie 113 Arzneimittelpackungen erhalten, so die Barmer-Landesgeschäftsführerin Gabriela Leyh über eine Analyse zur „Transsektoralen Optimierung der Patientensicherheit“. Viele Patient:innen sind sich nicht bewusst, wie sehr die korrekte Einnahme mehrerer Arzneimittel das Wohlbefinden beeinflussen kann: Sätze wie „Ich habe die Blutdrucktablette heute morgen vergessen, dann nehme ich sie eben heute Abend zusammen mit meinen anderen Tabletten“, oder „Ich wusste gar nicht, dass ich mein Propanolol nicht einnehmen sollte, wenn ich danach Salbutamol anwende“, hat wohl jede/r Apothekenmitarbeiter/in schon gehört. Eine aufklärende Beratung ist deshalb umso wichtiger.

Wichtige und gravierende Interaktionen kurz zusammengefasst:

  • Antihistaminika der ersten Generation und Schlafmittel: sedierender Effekt kann sich verstärken
  • Betablocker und Asthmamittel wie Salbutamol oder Fenoterol: Wirkung kann aufgehoben werden, lebensbedrohliche Zwischenfälle bei Asthmatikern wurden beobachtet
  • Antikoagulantien und ASS: Blutungsrisiko wird erhöht, gefährlich bei Verletzungen oder Stürzen
  • NSAR und MTX: gleichzeitige Anwendung nur unter Vorsicht indiziert, schwerwiegende Nebenwirkungen nicht auszuschließen
  • Chinolon- oder Tetracyclin-Antibiotika und Magnesium, Eisen, Aluminium und Zink: Vorsicht Komplexbildungen, können vom Körper nicht aufgenommen werden, Wirkung wird herabgesetzt
  • Spironolacton und Kalium: Hyperkaliämie droht
  • Sildenafil und Nitrate: Blutdruck kann stark abfallen
  • Clarithromycin und Simvastatin: Verfall von Muskelfasern (Rhabdomyolyse) droht
  • Antidepressiva (MAO-Hemmer) und Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin: potenziell lebensbedrohliches Serotoninsyndrom
  • Omeprazol sowie Esomeprazol und Clopidogrel: Wirkung des aktiven Metaboliten von Clopidogrel um fast 40 Prozent gesenkt
  • Dopamin-Agonisten wie Rotigotin (Neupro) und Neuroleptika wie Melperon: Wirkeffekte können aufgehoben werden
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