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Jogi Löw übernimmt bei Stada Alexander Müller, 02.07.2016 07:51 Uhr

Berlin - 

Joachim „Jogi“ Löw hat Historisches vor. Den ersten Turniersieg einer deutschen Mannschaft gegen eine italienische Auswahl im EM-Viertelfinale. Nach einem gewonnenen Finale am 10. Juli könnte er dann eine neue Herausforderung suchen. Nach bisher vollkommen unbestätigten Informationen würde er sein Amt als Nationaltrainer niederlegen und sich als neuer Vorstandschef beim sturmumtosten Generikahrsteller Stada bewerben.

Es wäre der Transferhammer des Sommers. Jogi Löw – Weltmeistermacher, Taktikfuchs, Stratege. Aber kann er auch einen Generikakonzern führen? Aus seinem Umfeld heißt es: Na klar! Die richtige Aufstellung finden, einen „Riecher“ für junge Talente und viel über Außen kommen – Fußball und Pharma funktionieren im Grunde nach denselben Prinzipien.

Dass der Stuhl des Cheftrainers bei Stada dauerhaft neu zu besetzen ist, daran gibt es spätestens seit den jüngsten Entwicklungen kaum noch Zweifel: Hartmut Retzlaff hat sich aus gesundheitlichen Gründen von der Spitze des Unternehmens zurückgezogen. Parallel wird sein früherer „Hasenstall“ von Investoren geentert.

Und die machen weiter ernst und wollen einen neuen Aufsichtsrat besetzen. „Poldi“ und „Schweini“ sollen im Gespräch sein. Steffen Retzlaff dagegen könnte ein Platz auf der Ersatzbank drohen. Und Retzlaffs andere Kinder haben sich vorsorglich von Stada-Aktienpaketen getrennt. Gleichzeitig dringen immer mehr Informationen nach außen, wer als nächstes seine Koffer in Bad Vilbel packen und das Mannschaftsquartier verlassen muss. Adil Kachout wurde als Geschäftsführer bereits abberufen.

Für Börsenmenschen war es eine Frage der Zeit, bis Investoren irgendwann Stada ins Visier nehmen würden. Der letzte „deutsche“ Generikahersteller steht vor einer Zeitenwende. Aber es gibt sie durchaus noch – die Clans in Pharma-Deutschland. Und auf der anderen Seite heiraten fröhlich Elefanten – oder tauschen zumindest Brautsträuße: Der Boehringer-Sanofi-Deal ist perfekt. Hier geht’s zum Faktencheck.

Die Apotheker machen aktuell laut der Wettbewerbszentrale weniger Ärger. Ein paar Grundsatzfragen gibt es aber noch zu klären. Etwa ob Skonto wirklich dasselbe ist wie Rabatt, obwohl es ganz anders geschrieben und zudem unterschiedlich verbucht wird. Das Oberlandesgericht Bamberg (OLG) befürchtet jedoch ein Apothekensterben, wenn die Großhändler den Apothekern zu hohe Rabatte gewähren dürfen. Nicht verstanden?

Kein Verständnis für die OLG-Argumentation hat jedenfalls AEP, weshalb der Großhändler die Urteilsgründe högschdpersönlich nach Karlsruhe tragen wird, damit der Bundesgerichtshof (BGH) mal ein geschultes Auge darauf wirft. Am Ende wissen wir, welche Gesamtkondition zulässig ist und wann die Apotheker künftig ihre Rechnungen begleichen müssen.

Das ist auch extrem wichtig fürs Kassemachen. Die Pfennigfuchser vom Fiskus legen nämlich neuerdings größeren Wert auf Numismatik. Wer ein Bärchenstempel oder Schmetterlingsaufkleber unter dem Abschlussbericht seiner Betriebsprüfung haben möchte, sollte täglich nicht nur die Summe Bargeld zählen (wenn >0), sondern Scheine und Münzen nach Art und Anzahl. Man kann ja nebenher Fußball laufen lassen. Das Kleingeld in der Hand gibt zudem ein ganz gutes Gefühl, was man sich für das Packungshonorar von 8,35 Euro so alles kaufen könnte – Kassenabschlag außen vor.

In der Kasse einer Münchener Apotheke fehlen 84 Euro, weil die Kundin ihre Rezeptur nicht zahlen will. Die Apotheke hat doch tatsächlich auf eigene Faust eine Plausibiltätsprüfung durchgeführt – eine Frechheit! Und dann – welch Anmaßung! – selbstherrlich die Rezeptur auf eine pharmazeutisch vertretbare Konzentration geändert.

Im laufenden Rechtsstreit sollte die Ärztin aussagen, ob die dokumentierte Absprache mit ihr so stattgefunden hat. Sie wusste es nicht mehr, ihr ist irgendwie alles „wurscht“. Jetzt soll die ehemalige PhiP der Apotheke vor Gericht dem ärztlichen Gedächtnis auf die Sprünge helfen.

Der Nachwuchs muss es also richten. So wie an der Uniklinik Würzburg. Die Chefin der dortigen Klinikapotheke, Dr. Mareike Kunkel, ist erst 35. Jetzt führt sie ein Team von 60 Mitarbeitern, darunter 13 Apotheker. „Das Alter ist weniger entscheidend als das Auftreten. Wichtig ist, dass man weiß, was man erreichen möchte und dafür gute Argumente liefert“, sagt Kunkel.

Den Fokus auf Pharmazie in ihrer Apotheke legt Gabriele Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Sie macht den Anfang und zeigt der Basis, wie sie ihre Apotheke führt. Die ABDA-Spitze hat noch Vorbehalte gegen allzu viel Transparenz. Doch auch andere Väter haben schöne Töchter, und andere Länder schöne Apotheken. London zum Beispiel.

Bis es in der Stadt-Apotheke im bayerischen Simbach wieder schön aussieht, wird es wohl noch eine Weile dauern. Aber immerhin kann Inhaberin Constanze Callies demnächst überhaupt wieder öffnen. Das war gar nicht sicher, nachdem Anfang Juni eine Flutwelle die Apotheke vollständig zerstörte.

Es braucht nicht immer ein Unwetter, um eine Apotheke lahmzulegen. Das schafft auch die Telekom mit ihrer VoIP-Umstellung. Und wenn das Internet mit ausfällt, weiß der Apotheker womöglich noch gar nichts vom aktuellen Preisrutsch bei zahlreichen Schnelldrehern. Da kann er sich demnächst mit den Patienten gemeinsam drüber freuen, die wegen der abgesenkten Festbeträge noch häufiger zuzahlen müssen. Immerhin konnte Finanzminister Schäuble (CDU) beim Versuch gestoppt werden, fast die gesamte Apotheken-EDV unbrauchbar zu machen.

Schäuble wollte eigentlich noch vor der Sommerpause zudem seine Erbschaftsteuerreform durchbringen. Endlich war die Koalition auf Linie, doch der Bundesrat ist noch nicht überzeugt. Vielleicht wird das gar nichts mehr vor der Sommerpause.

Und wenn Sie arbeiten müssen und noch keine Sommerpause und keine Ferien haben, schauen Sie sich doch einfach an, wie und wo die Kollegen aus der Branche Urlaub machen oder gerne Urlaub machen würden. Viel Spaß und schönes Wochenende!