Apotheken-Franchise

Die easy-DocMorris-Apotheke

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Berlin -

Nach dem Verkauf von DocMorris standen die Anbieter von Apothekenkooperationen bei den Franchise-Partnern Schlange. Die Vor-Ort-Apotheker konnten zwar ihren Vertrag mit Celesio auslaufen lassen, doch viele der rund 150 Partner flaggten vorher um. Der Berliner Apotheker Christian Melzer tauscht das grüne Kreuz jetzt durch die grüne Pille. Weil er im laufenden Betrieb umbaut, tritt die Apotheke vorübergehend unter beiden Marken auf.

Melzer gehört zu den DocMorris-Partnern der ersten Stunde. Der Pharmazeut hatte die Apotheke in einem Center in Adlershof 2003 neu gegründet und im Januar 2007 das grüne Kreuz aufgehängt. „Das Konzept ist bei mir erfolgreich gelaufen und hat bei Kunden und Mitarbeitern funktioniert“, sagt er. Sein Vertrag läuft Ende des Jahres aus – höchste Zeit, sich nach etwas Neuem umzusehen.

„DocMorris ist Sterben auf Raten“, resümmiert der Apotheker, der lange den Marketing-Ausschuss der Markenpartner leitete. Zuletzt habe es kaum Innovationen von Celesio gegeben. Lloyds beziehungsweise „Gesund leben“ war für ihn keine Option: „Für diesen Standort war das Konzept keine Alternative“, sagt er. Gehe hält er als Lieferanten aber weiter die Treue.

Ab September steht offiziell easy-Apotheke am Eingangsschild – weil die Umbauarbeiten bereits begonnen haben, begegnen den Besuchern derzeit Symbole beider Franchise-Konzepte: Den HV-Tisch ziert die easy-Pille, während über der Sichtwahl noch DocMorris steht. Im Schaufenster wirbt easy, an der Scheibe klebt DocMorris. Topping ist das Apotheken-A.

Derzeit werden im Verkausbereich die Schilder abgehängt, Decken gestrichen und die Offizin fertig ausgestattet. Die Regale stehen bereits, Produkte sind eingeräumt. Auch für die Kasse mit Fließband hat Melzer sich entschieden. Die Ladeneinrichtung kaufen die Apotheker bei easy von der Systemzentrale. In Düsseldorf hilft man den Partnern außerdem bei der Bauplanung und -organisation.

Mit der Konzeption hat man sich in Adlershof lange beschäftigt. Um bei easy Partner zu werden, müssen die Apotheker eine bestimmte Mindestfläche mitbringen. Melzers Filiale war mit rund 60 Quadratmetern Offizinfläche zu klein. easy schlug vor, das Warenlager durch einen Automaten zu optimieren. Dadurch wurden 42 Quadratmeter frei und damit die Mindestgröße von 100 Quadratmetern erreicht. Außerdem wurde ein neuer Pausenraum im ersten Stockwerk gemietet. Bereits im Juni hatte Melzer begonnen, das Backoffice umzubauen.

Das Konzept von easy hat ihn aus mehreren Gründen überzeugt: Das Konsumverhalten der Kunden habe sich gewandelt, sagt er. Die Warenvielfalt, die easy im Freiwahl-Bereich anbiete, sei für seine Center-Apotheke in der Nähe eines Kauflands perspektivisch richtig. Auch die jüngeren Kunden hofft er mit der neuen Einrichtung anzuziehen.

Außerdem profitiere er von den zentral ausgehandelten Konditionen mit den Herstellern beim Einkauf. „Es ist schon angenehm, dass ich nicht mehr mit dem Außendienst verhandeln muss“, sagt Melzer. Das Preisversprechen, das er mit easy gebe, setze einen guten Einkauf voraus. Melzer will auch unabhängig vom Großhandel sein.

Der Start mit DocMorris vor mehr als acht Jahren war auch mit Hindernissen verbunden. Nachdem er sich für das Franchise des Stuttgarter Konzerns entschieden hatte, musste er vor allem sein Team überzeugen: „Manche dachten, ich verkaufe mich. Es gab auch Tränen“, erinnert sich Melzer. Mit easy konnten sich die insgesamt 16 Angestellten besser anfreuden. Eine Mitarbeiterin kenne das Konzept sogar von einem früheren Arbeitsplatz, so Melzer.

Zuletzt lief es mit der Marke DocMorris schlechter: Ein Minuspunkt, den der Apotheker nach eigenen Angaben zuletzt immer wieder gespürt hat, war der Preiswettbewerb der niederländischen Versandapotheke. Nach dem Verkauf an Zur Rose seien die OTC-Preise teils drastisch reduziert worden. „Das hat für uns Konflikte geschaffen“, sagt Melzer.

Täglich hätten sich ein bis zwei Kunden beschwert, warum DocMorris im Internet günstiger sei, als in der Apotheke vor Ort. Unter Celesio habe DocMorris mehr Rücksicht auf das Präsenzgeschäft genommen. Er hofft, dass das bei easy auch so läuft. „Wir freuen uns, dies künftig nicht mehr aufklären zu müssen“, sagt Melzer. Bundesweit sind noch rund 50 DocMorris-Franchisenehmer übrig.

easy-Apotheke wurde 2004 von Oliver Blume im niedersächsischen Hildesheim gegründet. Das Konzept startete zunächst im Versandhandelsgeschäft. 2008 wurde die erste Vor-Ort-Apotheke eröffnet. 2011 hatte Blume zunächst den Vorstandsvorsitz verloren und letztlich alle seine Anteile an Investoren um den Textilgroßhandel Katag und die Industriellenfamilie Magirus verkauft.

Seit Januar 2012 wird das Unternehmen von den Vorständen Lars Horstmann und Stephan Just geführt. Heute zählt die Kooperation laut eigenen Angaben fast 100 Mitglieder. Ironie der Geschichte: Blume hatte nach früheren Aussagen zunächst mit DocMorris-Gründer Ralf Däinghaus kooperieren wollen; der habe das Konzept aber abgekupfert. In der Berliner easy-DocMorris-Apotheke sind die beiden Marken jetzt doch noch vorübergehend zusammengekommen.

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