Österreich

Ärzte protestieren gegen Apotheke

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Berlin -

Ärzte machen gegen eine geplante Apotheke im niederösterreischischen St. Veit an der Gölsen mobil: Sie würde die ärztliche Versorgung der Marktgemeinde gefährden. Gegen die Apotheke werden Unterschriften gesammelt.

Im Auftrag der Bezirksverwaltungsbehörde hat die Österreichische Apothekerkammer als Sachverständiger ein Gutachten erstellt. Die Kammer befürwortet eine öffentliche Apotheke in der Gemeinde. Die Bezirkshauptmannschaft Lilienfeld muss nun in einem Verwaltungsverfahren entscheiden, ob Bedarf zur Errichtung einer neuen öffentlichen Apotheke besteht.

Laut Apothekengesetz müssen alle Hausapotheken geschlossen werden, die sich im Umkreis von vier Kilometern um eine neu eröffnende Apotheke befinden. Die Praxen bleibt dazu eine Übergangsfrist, meist von drei Jahren. „Diese Situation führt teilweise zu Konflikten zwischen Ärzten mit ärztlichen Hausapotheken und öffentlichen Apotheken“, heißt es von der Apothekerkammer. Dabei sei ein Arzt, der Medikamente abgibt, im EU-Vergleich die Ausnahme: Von 1700 europäischen „dispensing doctors“ befänden sich gut 900 in Österreich.

Auch die beiden Ärzte in St. Veit verfügen über Hausapotheken. Sie und die Gemeindespitze laufen gegen die Apothekenpläne Sturm: Die ärztliche Versorgung in der Gemeinde sei gefährdet, weil die Praxen ohne Hausapotheken kaum bis nicht mehr rentabel seien, so das Argument der Ärzte. Einen Nachfolger zu finden, würde damit noch erschwert.

Die Apothekerkammer führt dagegen eine Umfrage vom Gallup-Institut an, die zeigt, dass eine Hausapotheke für Ärzte bei der Niederlassung nicht oberstes Entscheidungskriterium ist: Für 31 Prozent spielt sie eine große Rolle, für 27 Prozent noch eine mittlere. Mehr Bedeutung kommt der Abwägung Landleben/Stadtleben zu; für 63 Prozent der Befragten spielt der Faktor eine große Rolle. Ebenso die persönliche Patientenbetreuung, die 56 Prozent bei ihrer Entscheidung sehr wichtig nehmen.

Doch die Bürger von St. Veit sammeln derzeit Unterschriften gegen die Bewilligung der Apotheke. Laut Bürgermeister Johann Gastegger haben bereits 300 gegen die Apotheke unterschrieben. Dabei ziehen laut einer Befragung von 2015 im Auftrag der Kammer 85 Prozent die Apotheke einer Hausapotheke vor. Denn in der Apotheke können sie außerhalb der Arztsprechstunden ein viel breiteres Angebot von Medikamenten und Freiwahlprodukten kaufen.

Ob die Unterschriftenaktion die Bezirksverwaltungsbehörde in ihrer Entscheidung beeinflussen kann, ist unklar. Vor dem Landesverwaltungsgericht könnte gegen die Apotheke geklagt werden, was aber die Bewilligung wohl nur verzögern würde.

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