Irland

„Apotheker können mehr, als ihnen erlaubt wird“

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Berlin -

Das Potenzial der Pharmazeuten werde nicht ausgeschöpft, meint der Irische Apothekerverband (Irish Pharmacy Union, IPU) und forderte mehr Kompetenzen für den Berufsstand. Apotheker könnten nicht nur dabei helfen, die Belastung der Hausärzte zu mindern. Auch die Attraktivität des Apothekerberufes würde sich dadurch erhöhen.

Es werde immer schwieriger, junge Menschen für den Beruf des Apothekers zu begeistern. Es gebe Hinweise, dass junge qualifizierte Apotheker nach dem Studium entweder gar nicht erst in eine öffentliche Apotheke gingen oder aber diese schon bald wieder verließen, um Karriere in anderen Bereichen zu machen, sagte Vorstandsmitglied Catriona O'Riordan laut Nachrichtenportal newstalk.com auf einer Branchenkonferenz.

Die Gründe dafür sind aus ihrer Sicht vielfältig. Wichtige Faktoren seien allerdings das hohe Maß an Verwaltungsaufgaben sowie überbordende Bürokratie. Hinzu komme, dass viele Apotheker das Gefühl hätten, dass ihre Fähigkeiten und Kompetenzen – im Vergleich zu den Kollegen in anderen Ländern – nicht ausreichend zum Einsatz kämen.

Als Beispiel nannte sie Großbritannien. Die Rolle der britischen Apotheker in der hausärztlichen Versorgung soll weiter gestärkt werden. So sollen sie künftig zunehmend als Anlaufstelle für Patienten mit Bagatellerkrankungen fungieren. Dagegen seien irische Apotheker frustriert, weil ihre Kenntnisse und Fähigkeiten nicht angemessen anerkannt und eingesetzt würden, betonte sie. Die notwendige Schritte sind nach Auffassung von O'Riordan der Bürokratieabbau und eine Erweiterung der Kompetenzen. „Irische Apotheker können mehr, als ihnen derzeit erlaubt wird“, wird O'Riordan zitiert.

In der Bevölkerung finden diese Forderungen offenbar eine breite Unterstützung. So zeigte eine aktuelle repräsentative Umfrage, die die IPU in Auftrag gegeben hatte, dass 96 Prozent der Befragten es befürworten, wenn Apothekern erlaubt würde, Rx-Medikamente für leichtere Erkrankungen auch ohne Rezept abzugeben.

Auch bewerten 93 Prozent der Befragten die Apotheke als besonders niedrigschwellig. Mehr als drei Viertel sagten zudem, dass es einfach sei, mit Apothekern über gesundheitliche Probleme zu sprechen. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bescheinigten den Apotheker 86 Prozent der Befragten.

Die Umfrage wurde durch das Forschungsinstitut Behavior and Attitudes durchgeführt. Befragt wurden 1014 Personen. Die Ergebnisse der Umfrage stellte der Apothekerverband dem Bericht zufolge auf der Nationalen Apothekerkonferenz vor.

Die Diskussion läuft in Irland seit Längerem. Schon vor zwei Jahren versprach Gesundheitsminister Leo Varadkar den Apothekern, ihnen mehr Verantwortung zu geben: Unter anderem sollten sie Arzneimittel selbst verschreiben. „Niemand weiß mehr über Arzneimittel als Apotheker”, so Varadkar, der selbst Arzt ist.

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