Aus Sorge, dass es auch beim Impfstoff von Johnson & Johnson zu vermeidbaren Lieferproblemen kommen könnte, haben mehrere europäische Regierungschefs nach einem Bericht von „Bild“ an Ursula von der Leyen geschrieben. Es sei wichtig, dass keine Zeit verloren werde, muss sich die Kommissionspräsidentin belehren lassen.
Vom Stil her freundlich, sind Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, der tschechische Premierminister Andrej Babiš, Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen und Griechenlands Premier Kyriakos Mitsotakis direkt: Zunächst danken sie von der Leyen für ihren persönlichen Einsatz gegen das „inakzeptable Verhalten von AstraZeneca“. Es scheine so, als habe der Hersteller nunmehr den Ernst der Lage verstanden.
Angesichts der bestehenden Probleme sei jedoch weiterhin ein frühzeitiger Dialog mit den Herstellern von großer Bedeutung. „Der Impfstoff von Johnson & Johnson könnte ein Game Changer sein, da er leichter gelagert und transportiert werden kann und nur einmal verimpft werden muss“, schreiben sie. Allerdings habe man Informationen erhalten, dass der Impfstoff in den USA abgefüllt werde. Exportbeschränkungen könnten die Ausfuhr nach Europa behindern, so die Befürchtung: „Wenn das den EU-Zugang zum Impfstoff gefährden könnte, sollten wir das Thema jetzt ansprechen, um Lösungen mit dem Unternehmen zu finden, um die europäischen Mengen zu sichern.“
Von der Leyen solle einen „frühen Dialog auf höchster Ebene“ führen: „Die Zeit ist von entscheidender Bedeutung.“ Dies gelte auch für die Verhandlungen mit allen anderen Herstellern der „vielversprechenden neuen Kandidaten“ wie Novavax oder Valneva. Noch zweimal wird von der Leyen auf die Dringlichkeit hingewiesen: „Unnötig zu erwähnen, die Genehmigung aller neuen Impfstoffe muss dann so schnell wie möglich erfolgen, bei Einhaltung der nötigen Gesundheitsvorgaben.“ Und auch bei der Auslieferung dürfe „keine Zeit verloren“ werden – die vier Regierungschefs hoffen, dass schon bei der Vakzine von J&J eine Distribution vor Zulassung ermöglicht wird.
Tatsächlich wird der Impfstoff, der wohl demnächst als vierter Kandidat die Zulassung erhalten wird, laut „Bild“ in den USA, aber auch in Südafrika, Indien und im niederländischen Leiden produziert. Die EU hat sich bis zu 400 Millionen Dosen gesichert, Deutschland soll davon 36,7 Millionen Dosen erhalten.
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