Fremdbesitzverbot

"Norwegen im deutschen Apothekenstreit"

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Die renommierte norwegische Tageszeitung “Aftenposten“ geht in ihrer Ausgabe vom 4. Dezember unter dem Titel “Norwegen im deutschen Apothekenstreit“ der Frage nach, warum sich norwegische Akteure am „Lobbykrieg um die Liberalisierung des deutschen Apothekenmarktes“ beteiligen.

Die Liberalisierung in Norwegen werde, so Aftenposten, überall in Europa mit Argusaugen beobachtet, da „Norwegen auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle spielt und die Großhändler europäische Riesenkonzerne mit Tochtergesellschaften in vielen Ländern sind“. Zwei dieser Pharmagroßhändler, die sich mit Hilfe norwegischer Tochtergesellschaften blitzschnell die Kontrolle über die norwegischen Apotheken gesichert hätten, betrieben derzeit Lobbyarbeit für eine Lösung, die dazu führe, dass „auch in Deutschland Großhändler in großem Stil Apotheken aufkaufen dürfen“.

Aftenposten berichtet über den Brief der ABDA an Mitglieder des Gesundheitsausschusses des Bundestages, in denen unter Bezug auf die Erfahrungen in Norwegen davor gewarnt werde, Großhändlern den Besitz von Apotheken zu erlauben. Der norwegische Apothekerverband Apotekforeningen, laut Aftenposten „eine Lobbyorganisation der drei integrierten Großhandels- und Apothekenketten“, habe daraufhin die ABDA in einem offenen Brief beschuldigt, irreführende und fehlerhafte Informationen zu verbreiten.

Laut Aftenposten hat Celesio dieses Schreiben von Apotekforeningen unter anderem an die Gesundheitsministerin von Sachsen-Anhalt weitergeleitet. Celesio verbreite die Botschaft, dass die ABDA fehlerhafte Informationen über die Situation in Norwegen bekannt mache, heißt es in dem Beitrag. Kai Finsnes von Apotekforeningen widerspreche unter anderem der Behauptung, die Preise in Norwegen seien in den letzten Jahren gestiegen. Auf die marktbeherrschende Stellung der Großhändler gehe er in seinem Schreiben allerdings nicht ein, moniert die Zeitung.

Der Verband Norges Farmaceutiske Forening (NFF), der die angestellten Apotheker repräsentiert, hat laut Aftenposten ebenfalls ein Schreiben an die ADBA verfasst. Die Zeitung zitiert die Verbandsvorsitzende Anne Markestad: „Wir erleben eine vertikale Integration, die zu drei enorm starken Marktteilnehmern führt, die wiederum die Entwicklung des Apothekensystems in Norwegen kontrollieren.“ Sie schreibe, dass kein Wettbewerb zwischen den Apotheken stattfinde und dass die niedrigen Preise für rezeptpflichtige Arzneimittel der Preisregulierung durch die Behörden zu verdanken seien und nicht den integrierten Ketten. Zudem habe „der Konflikt zwischen fachlichen und kommerziellen Interessen nach der Etablierung der Ketten in Norwegen stark zugenommen“.

Aftenposten hakte bei der ABDA nach. Deren Pressesprecher Thomas Bellartz sagte dem Blatt: "Viele deutsche Apotheker sehen den norwegischen Markt mit Sorge, in dem Großhändler Apotheken besitzen und teilweise Verbindungen zu großen Pharmaherstellern haben und dadurch Preise und Umsatzvolumen diktieren können."

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