Nordrhein

Preis: Kassen schädigen uns gezielt

, Uhr
Berlin -

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), hat dringenden Handlungsbedarf beim Apothekenhonorar angemahnt. Beim traditionellen Mai-Umtrunk des Apothekerverbandes Essen/Mülheim/Oberhausen erklärte Preis, man könne nicht wieder zehn Jahre warten, und forderte, das Honorar jährlich zu überprüfen und Apotheken nicht weiter von der wirtschaftlichen Entwicklung abzukoppeln. Den Kassen wirft er vor, die Apotheker mit Retaxationen gezielt zu schädigen.

Auch das geplante E-Health-Gesetz stieß bei ihm auf Kritik. Preis monierte mit Blick auf den Kabinettsentwurf, dass die pharmazeutische Kompetenz der Apotheker beim Medikationsplan nicht angemessen eingebunden sei. Er forderte eine stärkere Berücksichtigung der Apotheken, besonders da Ärzte keinen Überblick über den OTC-Konsum der Patienten hätten. „Das Medikationsmanagement ist eine gemeinsame Aufgabe der beiden Heilberufe Arzt und Apotheker“, betonte Preis.

Laut dem E-Health-Gesetz in seiner derzeitigen Form würden nur Vertragsärzte für die Erstellung und Aktualisierung von Medikationsplänen vergütet. Die Apotheker sollen zwar auch Änderungen vornehmen dürfen, eine Bezahlung ist dafür aber zunächst nicht vorgesehen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) ist die Aktualisierung des Medikationsplans in Papierform mit dem Honorar für die Beratung abgegolten.

Der Verbandschef kritisierte weiterhin, dass die Honorarforderungen der Apotheker auch im GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) keine Berücksichtigung gefunden hätten. Positiv wertete er hingegen, dass der Apothekenabschlag festgelegt und das Thema Nullretaxationen angegangen werden sollen.

Preis warf den Krankenkassen in diesem Zusammenhang vor, aus „reinem finanziellen Interesse“ zu agieren. Apotheken würden gezielt wirtschaftlich geschädigt, obwohl die Patienten im Sinne der ärztlichen Verordnung versorgt worden seien. Mit der Verbesserung der Versorgung habe das überhaupt nichts zu tun, so Preis. Daher wehre man sich weiter vehement gegen Nullretaxationen.

Mit Blick auf das Apothekenhonorar erklärte Preis: „Wenn die Politik hier nicht handelt, verkennt sie die Versorgungsleistung der Apotheken.“ Zudem könne die seit Jahren rückgängige Zahl der Apotheken nicht weiter ignoriert werden. Im ersten Quartal habe sich dieser Abwärtstrend fortgesetzt, zudem bleibe die Geschäftslage vieler Apotheken kritisch.

Schließlich kündigte Preis an, die gemeinsam mit der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) gestartete Nachwuchsinitiative fortzuführen. Qualifizierter Nachwuchs sei unverzichtbar, um den steigenden Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft gerecht zu werden, betonte der Verbandschef.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
SPD-Chef aus NRW besucht Apotheke
„Das ist nicht annähernd Mindestlohnniveau“
Mehr aus Ressort
Habeck: Finanzlücke für 2025 noch größer
Haushalt 2025: Ressorts müssen Sparvorschläge einreichen

APOTHEKE ADHOC Debatte