Deutscher Apothekertag 2012

Apotheker im Schlagabtausch

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München -

In München hat die ABDA heute die Basis zu einer Dialogveranstaltung eingeladen. Aus dem Austausch wurde schnell eine hitzige Debatte, die zeitweise auch lautstark ausgetragen wurde. Einer Handvoll Protestpharmazeuten sowie rund 50 weiteren Apothekern standen der komplette Geschäftsführende Vorstand und viele Kammer- und Verbandschefs gegenüber. Diskutiert wurde zuerst über Sinn und Unsinn des Kassenabschlags. Und weil die ABDA-Spitze sich plötzlich genötigt sah, den Zwangsrabatt zu verteidigen, ging es prompt um die Standespolitik der Apotheker.

Die Protestpharmazeuten um Ann-Katrin Kosendey und Gabriela Aures forderten die komplette Abschaffung des Kassenabschlags, der allenfalls durch ein Skonto ersetzt werden sollte.

Das ist laut ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf nicht möglich – und auch nicht zielführend: Ohne Anreiz laufen die Apotheker seiner Meinung nach Gefahr, allzu lange auf offenen Positionen sitzen zu bleiben. Dazu komme der finanzielle Aspekt: 1 Euro Kassenabschlag koste die Kassen 600 Millionen Euro.

Das Geld sei doch da, so Kossendey und Aures mit Blick auf die Überschüsse in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Sie liebe ihren Beruf, wisse aber nicht, wie sie ihre Kredite abbezahlen und ihre Familie ernähren solle, sagte Kossendey. „Ich fordere von ihnen ein neues Bewusstsein für den Berufsstand“, so die Apothekerin, die es zuletzt mit ihren Videos zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hatte.

 

Die Forderung der beiden Apothekerinnen, den Kassen ein Ultimatum zu stellen, wies ABDA-Vize Friedemann Schmidt zurück: „Ich teile zwar ihre Einschätzung, dass die Apotheke vor Ort unersetzbar ist. Aber wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Drohungen unsererseits bei der Politik immer auch ungewollte Reaktionen zur Folge haben können.“ Als Beispiele nannte er Höchstpreise und Apothekenketten.

Ohnehin agieren die Apotheker im Rx-Bereich nicht in einer freien, kaufmännisch geprägten Welt, sondern nach den Regeln einer Gebührenordnung. „Wenn sie das nicht mehr wollen, müssen sie uns das einfach sagen!“

Auch die Kritik Kossendeys, dass die ABDA mehr für die Basis kämpfen müsse, ließ Schmidt nicht gelten: Man lebe nicht „in irgendeiner Blase in Berlin“, sondern kenne die Probleme vor Ort sehr wohl aus eigener Erfahrung.

 

 

Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, pflichtete bei: Die Forderungen der Apotheker seien immerhin zu 50 Prozent erfüllt, nun müsse weiter gekämpft werden, da ein packungsbezogener Fehlbetrag von 50 Cent zu decken sei.

Mit welcher Forderung der DAV in die Verhandlungen zum Kassenabschlag 2013 geht, wollte Becker nicht verraten: „Ich veröffentliche doch nicht drei Tage vor Beginn unsere Strategie.“ Zur Stunde läuft die Debatte noch.

Letztes Thema war die Öffentlichkeitsarbeit. Hier ergriff der Kammerpräsident aus Nordrhein, Lutz Engelen, das Wort: Anders als von Aures behauptet, hätten die Apotheker derzeit ein gutes mediales Echo – auch wegen der extrem positiven Rückmeldungen auf die Protestaktionen in den Ländern. „Wir sollten unsere Erfolge nicht klein reden.“

Auch Wolf sieht es als Problem, dass die Apotheker zu negativ eingestellt sind: „Ich muss feststellen, dass einige Kollegen bereits bedauern, den Apothekerberuf gewählt zu haben.“ Offenbar sei das Berufsbild derzeit unattraktiv: „Wir sägen so an unserer eigenen Zukunft.“

 

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