Passionsblumenextrakt

Neue Maßnahmen gegen Aflatoxin

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Berlin -

In dieser Woche wurden zahlreiche Passionsblumenpräparate aus den Apotheken zurückgerufen, weil eine erhöhte Aflatoxin-Belastung festgestellt worden war. Dem Extrakthersteller Finzelberg zufolge lag das daran, dass Fruchtbestandteile mitgeerntet wurden. Betroffene Lagerbestände hat das Unternehmen gesperrt.

Bisher wurden bei Finzelberg lediglich Stichproben der Wareneingänge auf Aflatoxine untersucht. Die Prüfung erfolge nach risikobasierten Stichprobenprüfplänen, erklärt der Extrakthersteller. Passionsblumenkraut sei bislang als weniger kritisch eingestuft worden, da an Blatt- und Krautdrogen Aflatoxinbefunde generell weniger wahrscheinlich seien. Diese Einschätzung werde durch mehrjährige Datenbankergebnisse gestützt, betont das zur Martin Bauer-Gruppe gehörende Unternehmen.

Nachdem bei einer Nachuntersuchung eine Überschreitung der Grenzwerte festgestellt worden sei, habe man unmittelbar alle Lagerbestände geprüft und betroffene Ware gesperrt. In Norditalien hat sich das Unternehmen auf Ursachenforschung begeben: Dort werden die Passionsblumen angebaut.

Eine italienische Tochterfirma der Gruppe arbeitet mit lokalen Lieferanten zusammen. Die Untersuchung, bei der das Unternehmen von der Universität Turin unterstützt wurde, ergab, „dass vereinzelt vorkommende Feuchtigkeitseinträge und/oder -nester für die punktuellen Belastungen verantwortlich sein können“.

Da die Trocknungsvorgänge lediglich auf Kraut abgestimmt sind, wurden die Früchte offenbar nicht vollkommen mit getrocknet. Im Kern wurde ein Umgebung geschaffen, in der sich der Schimmelpilz gut ausbreiten und das Stoffwechselprodukt Aflatoxin bilden konnte.

Um das Risiko möglicher Aflatoxinbelastungen in Zukunft zu minimieren, will Finzelberg ab sofort an jeder Teedrogencharge Untersuchungen auf Aflatoxine durchführen. Außerdem soll jede Passionsblumenkraut-Extraktcharge nach Fertigstellung und vor Inverkehrbringen ebenfalls einer Prüfung unterzogen werden.

Außerdem sollen die Ernte- und Trockungsbedingungen den neuen Erkenntnissen angepasst werden. So solle die Ernte beispielsweise vorgezogen werden, sodass die Früchte weniger reif seien, erklärt Finzelberg-Geschäftsführer Dr. Willi Berkulin. Außerdem sollen künftig vor jeder Ernte Bodenproben auf mögliche Schimmelpilz-Kontamination untersucht werden. „Den Erfolg wird man bei der nächsten Ernte sehen.“

Beim Homöopathie- und Phytohersteller Pascoe, dessen Präparat Pascoflair von dem Rückruf betroffen ist, betont man, dass keine Gefahr für die Patienten bestehe: Beim Verzehr von 25 Gramm Nüssen mit dem maximal zulässigen Aflatoxingehalt von 4 μg/kg liege die Belastung bei rund 4 Nanogramm. Bei der Einnahme von belastetem Pascoflair würden lediglich 1,1 ng Aflatoxin zugeführt.

Laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beträgt die durchschnittliche tägliche Aflatoxin-Gesamtexposition durch Lebensmittel für einen 60 Kilogramm wiegenden Erwachsenen rund 2 ng. Das sei immer noch die doppelte Menge der maximal aufgenommenen Dosis durch Pascoflair, so Pascoe.

Der Hersteller hat angekündigt, eine zusätzliche Überprüfung der frisch angelieferten Extrakte einzuführen. Auf diese Weise sollen Probleme vermieden und ein höchstmöglicher Produktstandard gewährleistet werden.

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