Braunes Fettgewebe aktiviert

Krebstherapie: Kälte hilft

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Berlin -

Die Kryotherapie, umgangssprachlich Kältetherapie, wird häufig zur direkten Schmerzlinderung eingesetzt. Der therapeutische Effekt wird erzielt durch eine schnelle Temperaturabsenkung der Haut. Forscher:innen aus Schweden untersuchten, wie sich Umgebungstemperaturen auf das Wachstum von Krebszellen auswirken können.

Wird die Hauttemperatur um ein Grad Celsius pro Sekunde abgesenkt, kommt es zu einer thermalen Schockreaktion. Der Körper reagiert reflexartig mit Schutzmaßnahmen, die den Schmerz reduzieren. Blutgefäße verengen sich, Kälteschutz-Hormone werden ausgeschüttet und der Stoffwechsel wird in den Körperkern verlagert. Der Sympathikus, Teil des Nervensystems, wird aktiviert und sorgt dafür, dass die Herzfrequenz steigt, Blutgefäße verengen und die Lunge entspannt. Zudem verändert der Kältereiz die Sensibilität der Nervenzellen, Entzündungen werden gehemmt und die Muskeln entspannt. Soweit der normale Ablauf bei einem Kältereiz.

Vier Grad hemmt Tumorwachstum

Forscher:innen des Karolinska Instituts in Schweden fanden einen ersten Ansatz, wie sich Kälte auf das Wachstum von Krebszellen auswirkt. Professor Yihai Cao von der Abteilung für Mikrobiologie, Tumor- und Zellbiologie untersuchte verschiedene Krebsarten an Mäusen. Tumore in Darm, Brust und Bauchspeicheldrüsen wurden unter verschiedenen Temperaturen in ihrer Entwicklung betrachtet. Ein deutlich langsameres Tumorwachstum hatten die Tiere bei vier Grad Celsius, diese lebten fast doppelt so lang wie Vergleichstiere, die in 30 Grad warmen Räumen gehalten wurden. Bildgebende Verfahren wurden zudem eingesetzt, um den Glukosestoffwechsel zu analysieren. Krebszellen benötigen große Mengen an Glukose, um zu wachsen. Dabei fand man heraus, dass kälteaktiviertes, braunes Fettgewebe mit den Tumoren um Glukose konkurriert. Dieses Fettgewebe ist für den Erhalt der Körpertemperatur bei Kälte verantwortlich. Wird dem Tumor bei Kälte der Zucker entzogen, wird dessen Wachstum demnach verlangsamt.

Kälte zur Behandlung gegen Krebs

Ein Versuch, die Kältetherapie bei Krebspatient:innen einzusetzen, brachte ebenfalls positive Ergebnisse. Sechs gesunde Erwachsene setzten sich zwei Wochen lang täglich für sechs Stunden einer Raumtemperatur von 16 Grad aus. Mithilfe des sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie-Scanning (PET) konnte das Forscherteam sehen, dass eine signifikante Menge an braunem Fett im Nacken-, im Wirbelsäulen- und Brustbereich durch die Kälte aktiviert wurde. Der Krebspatient verweilte hingegen eine Woche in Räumen mit 22 Grad und danach vier Tage bei 28 Grad. In der kälteren Phase zeigte sich eine Zunahme von aktiviertem braunem Fett und eine verringerte Aufnahme von Glukose.

„Wir sind optimistisch, dass die Kältetherapie und die Aktivierung des braunen Fettgewebes mit anderen Ansätzen wie Medikamenten ein weiteres Instrument im Werkzeugkasten zur Behandlung von Krebs darstellen könnte", resümiert Yihai Cao. Größere Studien müssen die Ergebnisse zuvor jedoch noch bestätigen, so der Forscher.

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