Infektionskrankheiten

Regierung tagt zu Zika-Virus

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Berlin -

Jeden Tag gibt es mehrere Meldungen zum Zikavirus. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verkündet den globalen Notstand, die asiatische Tigermücke könnte ein Risiko für Europa darstellen. Deutschland reagiert gelassen. 

Das Europabüro der WHO warnt vor einer weltweiten Ausbreitung des gefährlichen Zikavirus. „In jedem europäischen Land, in dem die Stechmückengattung Aedes vorkommt, gibt es ein Risiko für die Ausbreitung des Virus“, sagte Regionaldirektorin Dr. Zsuzsanna Jakab am Mittwoch. Mit dem Beginn des Frühlings und des Sommers steige das Risiko. Es sei Zeit für die Länder, sich vorzubereiten, um ihre Bevölkerung zu schützen. Als Maßnahmen schlug Jakab unter anderem Kontrollen der Mücken, die Beseitigung von Mückenbrutplätzen und die Entwicklung von Plänen zum Einsatz von Insektengiften vor.

Die Bundesregierung reagiert dagegen gelassen auf den Fall einer Zika-Infektion durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Eine Sprecherin von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte, dass es schon zuvor Fälle der sexuellen Übertragung gegeben habe. In entsprechenden Studien hatten die Forscher starke Hinweise darauf und von höchstwahrscheinlichen Fällen gesprochen.

In Deutschland wurde unterdessen eine weitere Zika-Infektion bekannt. Vertreter der zuständigen Ministerien wollten sich deshalb am Mittwochnachmittag im Auswärtigen Amt zu einer „Vorsorgesitzung“ treffen.

Die asiatische Tigermücke kommt manchmal in Süddeutschland vor. Ist sie ein möglicher Übertrager des Zikavirus? Der Virologe Professor Dr. Christian Drosten hält die Gefahr in Deutschland für verschwindend gering. Es gebe nur ein geringes Vorkommen dieser Mücke. Außerdem fehle der fundierte Nachweis, dass diese Art das Virus übertragen könne. Es sei aber bekannt, dass sie andere eingeschleppte Viren übertrage. Aber bisher sei es noch nie dazu gekommen, sagte der Virologe an der Universität Bonn am Mittwoch.

„In Südeuropa halte ich die Gefahr für größer, aber auch nicht für groß“, sagte Drosten. In den gemäßigten Breiten gebe es kein Zika-Virus. Selbst wenn sich das Virus für kurze Zeit und begrenzt in Südeuropa verbreiten sollte, sei es unwahrscheinlich, dass es sich dort richtig ansiedele und auch im nächsten Jahr wieder auftauche. Dann hätte man auch schon andere Viren dort beobachten müssen, zum Beispiel das Dengue-Virus. „Da ist es nur zu kleinen, lokal begrenzten Übertragungen gekommen. Aber das ist dann nicht über den Winter weitergegangen“, sagte der Wissenschaftler.

In den kommenden Wochen und Monaten würden zur Frage der Übertragung in verschiedenen Laboren durchgeführt. „Es wird darum gehen, ob europäische Moskitos unter realistischen Bedingungen infiziert werden können und das Virus dann weitergeben“, sagte Drosten. Ein anderer Weg seien Feldbeobachtungen an den Grenzen zu Gebieten, in denen das Zika-Virus von der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) übertragen werde. Falls es eine scharfe Verbreitungsgrenze gebe, dann müsse man untersuchen, warum das Virus die eine Mücke befallen könne, aber nicht die andere, sagte Drosten.

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