„Neuerungen belüften das Gehirn“

Seit 50 Jahren als PTA im Beruf

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Berlin -

Petra Pohle ist pharmazeutisch-technische Assistentin und arbeitet in der Kuhlenkamp-Apotheke in Minden. Warum sie mit 68 Jahren noch nicht in den Ruhestand gehen will, hat sie im Interview mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) erzählt.

Im März 1968 verabschiedete der Bundestag das „Gesetz über den Beruf des PTA“. Das war die Geburtsstunde der pharmazeutisch-technischen Assistent:innen. Im Oktober desselben Jahres ging die PTA-Fachschule in Minden als eine der ersten in Nordrhein-Westfalen an den Start. Petra Pohle gehörte zum dritten Jahrgang, der dort ausgebildet wurde. Die Schule ist mittlerweile geschlossen.

Petra Pohle denkt noch nicht daran, in den Ruhestand zu gehen. Seit 50 Jahren arbeitet sie als Pharmazeutisch-technische Assistentin. Und sie bekommt noch immer nicht genug von diesem Beruf. Dabei stellen Neuerungen wie die Digitalisierung für sie überhaupt kein Problem dar. Im Gegenteil: Sie arbeitet in Teilzeit munter Online-Bestellungen und E-Rezepte ab. „Das ist nun wirklich nicht schwierig, da findet man sich schnell rein.“

Beruf ist immer spannend geblieben

Als sie in ihrem Beruf startete, nutzte man in den Apotheken noch Karteikästen und Schubladen. Vorn am HV-Tisch versorgten Apotheker und PTA die Patient:innen während im Hintergrund Apothekenhelfer:innen sozusagen „auf Zuruf“ die verordneten Arzneimittel heraussuchten. Heute übernehmen digitale Warenwirtschaftssysteme und Lagerautomaten diese Arbeit. „Neuerungen belüften das Gehirn“, findet Petra Pohle. Für sie ist der Beruf über all die Jahre spannend geblieben: Der Zuwachs von Know-how ist im Gesundheitswesen enorm. Laufend werden neue Therapien und Arzneimittel entwickelt – nicht nur, wenn neue Krankheiten wie Covid-19 ausbrechen.

Motivation und Routine

PTA zu sein, gibt Pohle ein sinnvolles Gefühl. Die Patient:innen sind meist sehr dankbar, wenn Pohle helfen kann und Lösungen für sie findet. Ein Beispiel aus ihrem Berufsleben erzählt sie gegenüber dem AVWL: Eine verunsicherte Kundin, die einen Herzschrittmacher bekommen hatte und mit ihrer Medikation nicht zurechtkam, hat Pohle die Therapie Stück für Stück erklärt, sodass diese „eine positive Einstellung zur Behandlung gewonnen hat“. Solche Erfahrungen haben Pohle stets motiviert.

Dank der langjährigen Berufserfahrung ist der Arbeitsalltag für die PTA weniger anstrengend als für einige Berufsstarter:innen. Davon ist Pohle überzeugt. Ihren Wissensschatz gibt sie aber auch gerne weiter und bildet in der Apotheke die PTA-Praktikant:innen aus.

Die „tolle Truppe“ und das hervorragende Arbeitsklima in der Kuhlenkamp-Apotheke sind ein weiterer Grund, warum Petra Pohle einfach nicht ans Aufhören denkt. „Hier steht einer für den anderen ein“, beschreibt sie die Atmosphäre. Die Chefin gebe den Mitarbeiter:innen außerdem Raum, sich nach ihren Stärken und Vorlieben zu entwickeln. Das hat Pohle im Laufe ihres langen Berufslebens, welches sie in verschiedenen Apotheken und Städten geführt hatte früher durchaus auch schon anders erlebt.

Veränderungen in 50 Jahren

„Jede Zeit hat ihre Vorteile“, sagt Petra Pohle. Dass die Krankenkassen früher Regressforderungen stellten und den Apotheken die Vergütung zusammenstrichen, daran kann sie sich nicht erinnern. Wohl aber daran, dass Rezepte von Ärzt:innen per Hand ausgestellt wurden – und oft schlicht unlesbar waren.

Manches kehrt auch wieder im Berufsleben: Rezepturen wie Salben oder Zäpfchen in der Apotheke selbst zu produzieren, war früher als Pohle vor 50 Jahren als PTA startete, tägliches Tun. Später habe man jahrelang kaum selbst hergestellt. „Jetzt bekommt die Rezeptur wieder Aufwind“, sagt sie. Aufgrund der Lieferengpässe stellen Apotheker:innen und PTA wieder häufiger Arzneimittel wie beispielsweise Fiebersäfte her.

Petra Pohle verspricht: „Mit Sicherheit aber werde ich noch eine ganze Weile bleiben“, aber „mit annähernd 80 Jahren werde ich vermutlich nicht mehr in der Apotheke stehen.“

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