Keine Vertretung für Notdienste

Personalmangel: Inhaberin bedient im Rollstuhl

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Berlin -

Die Neue Apotheke im brandenburgischen Wittenberge hat der Personalmangel besonders hart getroffen. Fünf Monate saß Inhaberin Jana Nique im Rollstuhl. Weil sie keine Vertretung fand, arbeitete sie weiter. Jeden Notdienst absolvierte sie im Rolli, um weiterhin die Patient:innen zu versorgen.

Die Öffnungszeiten hatte die Apothekerin schon zwei Jahre zuvor gekürzt. Statt 8 bis 18 Uhr ist sie seitdem von 9 bis 17 Uhr für die Patient:innen da. „Das hat uns das Leben enorm erleichtert. Mein Team kann so entspannter arbeiten.“ Beim Einreichen des Antrages habe es aber zunächst Ärger mit der Apothekerkammer gegeben: „Die Kammer wollte diese Zeiten nicht akzeptieren, obwohl sie viel sinnvoller sind. Statt angedachten Öffnungszeiten von 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, welche eine dreistündige Mittagspause beinhalten, sind unsere jetzigen Öffnungszeiten im Grunde für alle besser.“

Sie habe Mitarbeiter:innen mit einem Anfahrtsweg von teilweise 50 Kilometern: „Klar gibt es in der Pause immer noch etwas nachzuarbeiten. Aber wir im Team sind glücklicher mit der jetzigen Öffnungszeit, weil wir die drei Stunden nicht einfach nur absitzen.“ Mittlerweile habe die Kammer sich mit den Zeiten arrangiert.

Allgemeinverfügung lockert Öffnungszeiten

Laut Allgemeinverfügung können Apotheken im Land bei einer angespannte Personalsituation die Öffnungszeiten sinnvoll für den Betrieb reduzieren. Weiter heißt es: „Wenn Sie keinen Notdienst haben (von der Dienstbereitschaft nicht befreit sind), sind unter Berücksichtigung des § 23 Apothekenbetriebsordnung und der Allgemeinverfügung der Landesapothekerkammer Brandenburg zur Dienstbereitschaft folgende Mindest­öffnungszeiten abzudecken:

  • Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9 – 12 und 15 – 18 Uhr
  • Mittwoch von 9 – 12 Uhr und an Samstagen darf die Apotheke unter Umständen ganz geschlossen bleiben.“

Wie stark sich eine Personalknappheit auswirken kann, musste Nique vor einiger Zeit selbst erfahren. Aus gesundheitlichen Gründen saß sie fünf Monate im Rollstuhl. Während dieser Zeit fand sie keine Vertretung durch eine Apothekerin oder einen Apotheker. Um weiterhin für die Patient:innen vor Ort zu sein, hielt sie den Betrieb aufrecht – indem sie Dienste im Rollstuhl oder mit Gehhilfen absolvierte: „Das war wirklich eine harte Zeit. Ich habe jeden Notdienst im Rolli gemacht. Aber auch das habe ich überstanden.“

Mit Arztpraxen abgesprochen

Die Patient:innen hätten sich sehr schnell an die geänderten Öffnungszeiten gewöhnt: „Wir sind ja trotzdem für sie da. Mit den umliegenden Arztpraxen haben wir auch gesprochen, das passt insgesamt alles.“ Die letzte Lieferung des Großhandels am Abend hat Nique abgesagt, aber auch das lässt sich im Apothekenalltag managen: „Wir können unseren Patient:innen einen Kurierdienst anbieten.“ Wenn bis 12 Uhr bestellt wird, kann noch am gleichen Tag geliefert werden – sofern lieferbar oder vorrätig, wie es auf der Internetseite der Apotheke heißt.

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