Insektizid

Fipronil belastet Millionen Eier

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Hannover -

In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen dürften sich viele Menschen ihre Eier im Kühlschrank jetzt genauer anschauen: Große Mengen von mit einem Insektizid belasteten Eiern sind nach Deutschland exportiert worden. Behörden in den Niederlanden riefen mehrere Millionen verseuchte Eier aus Supermärkten zurück. Der Verzehr der Eier könne gesundheitsschädlich sein, warnte die Lebensmittelaufsichtsbehörde NVWA. Die Eier enthalten eine zu hohe Dosis des Läusebekämpfungsmittels Fipronil. Aber wie kam das Mittel überhaupt in die Eier? Fragen und Antworten zu dem Thema.

Wie viele Eier sind betroffen?
Bei den niederländischen Behörden ist die Rede von mehreren Millionen Eiern. In Deutschland handele es sich insgesamt um 2,9 Millionen Eier, von denen 875 000 in den Handel gelangt seien, hieß es vom Agrarministerium Nordrhein-Westfalen. Etwa 1,3 Millionen dieser Eier seien über eine Packstelle im Kreis Borken auch nach Niedersachsen gelangt, teilte das Ministerium außerdem mit. Es wird empfohlen, die betroffenen Eiern aus Belgien und den Niederlanden zurückzugeben.

Wie erkennt man, dass man belastete Eier gekauft hat?
In der EU ist jedes Ei mit einem – meist aufgedruckten – Code gekennzeichnet. Der Code setzt sich aus Ziffern und Buchstaben, die unter anderem für das Land, den Betrieb und das Haltungssystem stehen, zusammen. Die entsprechenden Chargen der mit Fipronil belasteten Eier tragen dem Agrarministerium zufolge in Niedersachsen die Stempelaufdrucke 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 sowie die Mindesthaltbarkeitsdaten (MHD) 14.08.2017 und 16.08.2017. In Nordrhein-Westfalen sind die Chargen 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 betroffen. Die Legedaten liegen zwischen dem 9. bis 21. Juli.

Was ist Fipronil?
Das Mittel Fipronil kommt als Pflanzenschutzmittel oder in der Veterinärmedizin zum Schutz von Hunden vor Flöhen und Zecken zum Einsatz. Der in den 1980er Jahren in Frankreich entwickelte Wirkstoff ist allerdings nicht nur für Zecken und Flöhe, sondern auch für Honigbienen in hohem Maße giftig. 2013 hat die Europäische Union daher beschlossen, den Einsatz des Mittels in der Landwirtschaft zu begrenzen. Um Bienenvölker besser zu schützen, darf es zum Beispiel nicht mehr zur Saatgutbehandlung von Mais verwendet werden.

Was passiert, wenn man Eier mit Fipronil-Spuren isst?
Vermutlich nichts. Alles andere ist sehr unwahrscheinlich. Die derzeit gemessenen Fipronil-Werte der Eier sind nicht sehr hoch: „Für Erwachsene ist das noch nicht gefährlich“, sagte eine Sprecherin des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Wegen Analyseergebnissen in Belgien hatte das BfR allerdings vor einem potenziell akuten Gesundheitsrisiko für Kinder beim Verzehr der Eier gewarnt. Auf Basis europäischer Verzehrsdaten für Kinder ergibt sich demnach eine Überschreitung der sogenannten akuten Referenzdosis (ARfD) bis um das 1,6-Fache bei den betroffenen Hühnereiern. Dies gilt aber nur bei dem höchsten Wert, der in Belgien gemessen wurde. In höheren Dosen kann Fipronil bei Menschen Haut und Augen reizen sowie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen verursachen.

Wie konnte das Fipronil überhaupt massenhaft in die Eier gelangen?
Mit dieser Frage beschäftigen sich jetzt die Behörden. Nach Angaben des Niedersächsischen Agrarministeriums war bei Legehennenbetrieben im Ausland festgestellt worden, dass Fipronil in Ställen nachgewiesen wurde. Das Mittel ist nach Angaben des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) als Arzneimittel für die Anwendung bei Lebensmittel liefernden Tieren, wie etwa Hennen, verboten. Tiere, die von Milben, Läusen oder Zecken befallen sind, werden gewöhnlich damit behandelt. Über Haut und Gefieder nehmen Legehennen einem ZDG-Sprecher zufolge das Insektizid auf. Rückstände davon können dann auch in den Produkten der Tiere nachgewiesen werden. „Es sollte aber nicht da drin sein und hätte nicht verwendet werden dürfen“, betonte der ZDG-Sprecher.

Warum importiert Deutschland überhaupt Eier aus Belgien und den Niederlanden?
Der Versorgungsgrad mit Eiern aus eigener Produktion liegt in Deutschland bei 67,3 Prozent. Um die Nachfrage auf dem heimischen Markt komplett decken zu können, muss der Rest dem ZDG zufolge aus dem Ausland importiert werden. Häufige Bezugsquellen für Eier sind Nachbarländer wie die Niederlande, Belgien oder Polen.

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