Apothekererfindungen

Tüftler aus der Offizin

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Berlin -

Hätten Sie es gewusst? Chloroform, Cumulus und Cola haben einen engen Bezug zur Apotheke. Denn nicht nur in der Medikamentenentwicklung haben Pharmazeuten ihre Kreativität gezeigt. Aus der Offizin sind auch Erfindungen hervorgegangen, die kaum jemand mit dem Apothekerberuf verbinden würde.

Selbstverständlich waren Apotheker maßgeblich daran beteiligt, neue Medikamente und Wirkstoffe zu erforschen. Nur ein berühmtes Beispiel ist die Acetylsalicylsäure; der Wirkstoff im Aspirin wurde 1896 erstmals von Felix Hoffmann synthetisiert. Ein Jahr später stellte der deutsche Apotheker einen weiteren sehr bekannten Stoff her, der allerdings nicht in den OTC-Bereich Einzug gehalten hat: das Heroin. Der Apotheker Eugène Souberain aus Paris wiederum entdeckte gleichzeitig mit dem Chemiker Justus von Liebig im Jahr 1831 das Chloroform.

Viele Apothekererfindungen haben aus naheliegenden Gründen einen gesundheitlichen Bezug: So entwickelte der Hamburger Paul Beiersdorf 1882 das Heftpflaster. Damit legte er den Grundstein für den Konzern Beiersdorf, von dem noch heute Hansaplast produziert wird.

Auch ein Gehörschutz entstand in einer Offizin: Maximilian Negwer experimentierte Anfang des 20. Jahrhunderts mit Wachspfropfen. Inspiriert dazu hatte ihn Homers Odysseus, der sich gegen den gefährlich schönen Gesang der Sirenen damit die Ohren verstopfte. Wachs erwies sich zwar als ungeeignet, doch in Paraffin und Vaseline getauchte Watte überzeugte Negwer. 1907 meldete er seine Ohropax zum Patent an.

Im Lebensmittelbereich taten sich ebenfalls Apotheker mit Erfindungen hervor. So forschte Henri Nestlé an einer Säuglingsnahrung. 1867 brachte der Apotheker ein Milchpulver auf den Markt. Daraus wuchs ein Lebensmittelkonzern, der noch heute den Familiennamen des findigen Apothekers trägt.

Ähnlich bekannt wurde das von Dr. August Oetker gegründete Unternehmen. Der in Bielefeld tätige Apotheker stellte Ende des 19. Jahrhunderts erstmals ein Backpulver in für den privaten Gebrauch her; er nannte es schon damals Backin.

Der Schweizer Apotheker Dr. Georg Wander wollte mit seiner Erfindung die um 1865 herrschende Mangelernährung bekämpfen. Dazu griff er auf Malz zurück und gewann daraus einen Extrakt, den er als Aufbauprodukt für Kleinkinder und Kranke einsetzte. Sein Sohn Albert – wie der Vater Apotheker – verfeinerte das Rezept mit Ei, Milch und Kakao: 1904 kam Ovomaltine auf den Markt, damals noch als Arzneimittel.

Noch mehr bis heute weltbekannte Produkte stammen aus Apotheken. Tatsächlich gehen drei namhaften Cola-Sorten gehen auf US-amerikanische Pharmazeuten zurück. Der Texaner Charles Alderton entwickelte im Jahr 1885 das Grundsirup für Dr Pepper. John Pemberton kreierte nur ein Jahr später die zunächst alkoholhaltige Coca-Cola. Schließlich brachte Apotheker Caleb Bradham 1893 seine Pepsi Cola auf den Markt.

Ein Element, das den Forschergeist der Pharmazeuten beflügelte, war das Feuer. Nach einer abgeschlossenen Apothekerlehre gelang es Johann Wolfgang Döbereiner aus Bayern nicht, sich als Apotheker selbstständig zu machen. Allerdings konnte er sich ohne akademischen Abschluss eine außerordentliche Chemie-Professur an der Universität Jena sichern. 1823 erfand der experimentierfreudige Döbereiner das Feuerzeug.

Sein englischer Kollege John Walker entwickelte drei Jahre später eher zufällig die Streichhölzer. Da er seine Erfindung nicht patentieren ließ, wurde er alsbald von Konkurrenten vom Markt verdrängt.

Gewissermaßen das Gegenstück zu diesen beiden Erfindungen hatte Ambrose Godfrey – gebürtig Ambrosius Gottfried Hanckwitz – bereits knapp hundert Jahre zuvor geliefert: 1733 erfand der Apotheker, der seine Lehre in Köthen in Sachsen-Anhalt gemacht hatte und anschließend nach England auswanderte, den ersten tragbaren Feuerlöscher.

Eine revolutionäre Erfindung, die sich kaum mehr mit der Offizin in Verbindung bringen lässt, gelang Joseph Swan. Der Engländer Swan hatte 1842 mit 14 Jahren eine Lehre bei einem Apothekerpaar begonnen. Beide starben jedoch, bevor er seinen Abschluss machen konnte. Er stieg daraufhin in das Chemieunternehmen seines Schwagers ein. 1878, und damit kurz vor Thomas Edison, präsentierte er die erste elektrische Glühbirne mit einem Glühfaden aus verkohltem Papier.

Der Londoner Apotheker Luke Howard hatte ein ungewöhnliches Hobby: Er begeisterte sich für die Meteorologie. 1802 stellte er ein Klassifikationssystem für Wolken vor, das noch heute angewandt wird. Wenn also heute von Cumulus, Cirrus oder Stratus gesprochen wird, werden Namen verwendet, die sich ein Apotheker überlegt hat.

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