Vertreterversammlung

Apobank: Strafzinsen für Privatkunden?

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Berlin -

Wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase und fehlender Anlagealternativen wird die Deutsche Apotheke- und Ärztebank (Apobank) mit dem Geld von Anlegern geflutet. Daher wird in Düsseldorf in Erwägung gezogen, die sogenannten „Strafzinsen“ auch auf Privatkunden auszuweiten. Die Negativzinsen für Großanleger würden derzeit „adjustiert“, kündigte der scheidende Bankchef Herbert Pfennig auf der Vertreterversammlung an.

„Es ist heute schon so, dass wir in Folge unserer entgegenkommenden Konditionsgestaltung mit kurzfristiger Liquidität, die weit über den Bedarf hinausgeht, überversorgt werden“, beschrieb Pfennig die aktuelle Situation: „Daher müssen wir uns grundsätzlich alle Optionen offen halten und die weitere Marktentwicklung beobachten.“

„Unsere Kunden vertrauen der Apobank ihre Ersparnisse an, weil sie wissen, dass wir solide aufgestellt sind und dass ihr Geld bei uns in sicheren Händen ist“, so Pfennig. Aber für Einlagen bei der EZB müsse für jeden Euro einen Strafzins von 0,4 Prozent bezahlt werden. „Daher müssen auch wir uns damit auseinandersetzen, wie wir mit dieser Situation umgehen“, so Pfennig. Im Privatkundengeschäft verlange die Apobank „noch keine Verwahrgebühr für Einlagen“. Im Geschäft mit Großkunden habe die Apobank im vergangenen Jahr „mit Bedacht reagiert“.

Man sei gerade dabei, die „Verwahrgebühren bei unseren Großkunden noch einmal zu adjustieren“. „Auch über in der letzten Zeit neu aufgebaute oder hohe Sichteinlagen von Privatkunden denken wir nach“, so Pfennig und weiter: „Bei allen Maßnahmen ist für uns aber immer klar, dass wir eine Genossenschafts- und Standesbank sind.“

Pfennig sieht noch lange kein Ende der Niedrigzinspolitik. Für Anleger seien die Bedingungen durch die anziehende Inflation noch viel härter geworden. „Null Zins“ bei „Null Inflation“ wäre zumindest Werterhalt. „Minuszins bei wieder anlaufender Inflation ist eiskalte Enteignung“, sagte Pfennig. Unter diesen Bedingungen falle es den Notenbankern immer schwerer, ihre Politik des billigen Geldes zu rechtfertigen. Dennoch sei nicht davon auszugehen, dass „sie bald den Fuß vom Gas nehmen“. Zu groß sei die Angst davor, dass die Risikoaufschläge der südeuropäischen Staatsanleihen gegenüber den sicheren Bundesanleihen wieder steigen könnten. Zu instabil sein die Staatsfinanzen einzelner Länder.

Wie angekündigt schlug Pfennig der Vertreterversammlung eine Dividende von 4 Prozent vor, die auch verabschiedet wurde. Laut Pfennig hat sich die Apobank trotz schwieriger Marktbedingungen im Jahr 2016 gut behauptet. Der Jahresüberschuss nach Steuern stieg um danach 3,2 Prozent auf 61 Millionen Euro nach 59,1 Millionen Euro im Vorjahr.

Zudem konnte die Apobank ihre Kunden- und Mitgliederzahl und damit ihre führende Position im Gesundheitsmarkt weiter ausgebaut. Die Zahl der Kunden stieg auf 415.700 (2015: 397.000), davon sind 109.680 auch Mitglied und damit Eigentümer der Bank (2015: 107.768). Bei einem im Vergleich zum Vorjahr nochmals gestiegenen Kreditneugeschäft in Höhe von 6,4 Milliarden Euro war insbesondere die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen hoch. Im Bereich der Existenzgründungsfinanzierungen verteidigte die Bank ihre führende Marktposition. Deutlich zugelegt hat auch die Kreditvergabe an Firmenkunden.

Das Wertpapiergeschäft mit ihren Kunden baute die Apobank weiter aus. So stieg der Provisionsüberschuss auf 139 Millionen Euro (2015: 133 Millionen Euro). Das operative Ergebnis erreichte 249,2 Millionen Euro und blieb damit bedingt durch das aktuelle Niedrigzinsumfeld erwartungsgemäß hinter dem Vorjahreswert zurück (2015: 304,8 Mio. Euro).

Auch für 2017 ist die Apobank optimistisch und will den Wachstumspfad weiterverfolgen. „Existenzgründungen, Wertpapiergeschäft, Firmenkundengeschäft: Das ist der Dreiklang, auf den wir setzen“, fasste Herbert Pfennig zusammen. „Trotz einer anhaltend schwierigen Branchensituation und Nullzinsniveau haben wir die Kraft, weiter in unser Geschäft zu investieren und zu wachsen.“

Ihre führende Marktposition bei der Finanzierung von Praxen und Apotheken will die Bank nicht nur halten, sondern weiter ausbauen. Die Aufklärung über die Chancen der Selbständigkeit spielt dabei eine wesentliche Rolle. Hier baut die Bank auf die enge Vernetzung mit den Standesorganisationen.

Pfennig geht Ende August mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand, sein Nachfolger wird sein bisheriger Vize Ulrich Sommer. „Herbert Pfennig übergibt ein wohlbestelltes Haus. Er hat mit großem Engagement, mit Weitblick und mit hoher Verlässlichkeit die Apobank, die in der Folge der Finanzmarktkrise in ein schwieriges Fahrwasser geraten war, wieder erfolgreich auf ein solides Fundament gestellt und ihr Profil geschärft. Ihm haben wir es zu verdanken, dass Kunden, Eigentümer und die Mitarbeiter großes Vertrauen in die Apobank setzen“, sagte Hermann Stefan Keller, der die Vertreterversammlung als Aufsichtsratsvorsitzender letztmalig leitete.

Keller war seit 1985 Mitglied im Aufsichtsrat, ab 2009 dessen Vorsitzender. „Mit ausgeprägtem diplomatischen Geschick und seiner besonnenen Art ist es ihm gelungen, das Management der Bank in zeitweise sehr turbulenten Zeiten auf dem Weg in ein ruhiges Fahrwasser und eine stabile wirtschaftliche Situation zu unterstützen“, lobte sein Nachfolger Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Keller sei ein engagierter Verfechter der genossenschaftlichen Idee: „Er hat sich stets für eine faire Balance zwischen ökonomischem Wirtschaften sowie den Interessen der Mitglieder und der Kunden der Apobank eingesetzt.“

Wiedergewählt wurden Fritz Becker, Dr. Peter Engel sowie Dr. Andreas Gassen. Neu in das Gremium aufgenommen wurde Susanne Wegner, seit 2015 Geschäftsführerin der Verwaltungsgesellschaft Deutscher Apotheker (VGDA).

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