Kundenzeitschriften

Rätsel-Pause: Apotheken als Schuldner

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Berlin -

Nach dem Ärger um verspätete und ausbleibende Zeitschriftenlieferungen des Verlagshauses AM Apotheken-Medien stehen unbezahlte Rechnungen aus. Die Frankfurter Firma ist mittlerweile insolvent. Der Schuldenberg ist hoch. Auch Forderungen gegenüber Apotheken sind noch offen.

Das Insolvenzverfahren des Unternehmens AM Apotheken-Medien wurde im Januar 2017 eröffnet. Insolvenzverwalterin ist Rechtsanwältin Hildegard Hövel aus Frankfurt am Main. Bisher wurden Forderungen in Höhe von 1,1 Millionen Euro angemeldet. Der Fall gestaltet sich schwierig, auch weil die Aufarbeitung ein „sehr unseriöses Unternehmen“ ans Licht bringt.

Das Unternehmen soll nachlässig verwaltet worden sein. „Wir haben keinerlei Masse und versuchen gerade, den Fall aufzuarbeiten“, sagt Hövel. Die Insolvenzmasse reiche nicht aus, um die fälligen sonstigen Masseverbindlichkeiten zu erfüllen. Auch die ehemaligen Kunden schulden dem Unternehmen noch Geld. „Es gibt Forderungen aus Abonnements von Apotheken“, insgesamt stünden noch Zahlungen von rund 20 Apotheken aus. Es handele es sich aber um kleinere Beträge.

Dabei könnte es sich um Apotheken handeln, die ihre Rechnungen nicht mehr gezahlt hatten, weil die bestellten Hefte nicht geliefert worden waren. 2016 wurde von verschiedenen Inhabern Kritik an der Firma laut: Ein Apotheker aus Wolfsburg bezog seit 2012 monatlich 50 Hefte der „Rätsel-Pause“. Als die Warensendung ausblieb, wurde zunächst auf Lieferverzögerungen wegen eines Druckerei-Wechsels verwiesen. Die Quartalsrechnung über knapp 50 Euro bezahlte er nicht. Andere Kollegen verlangten ihr Geld zurück, weil sie die Hefte nicht erhalten hatten.

Forderungen gegenüber der Industrie gibt es laut Hövel nicht. Die Hauptforderungen stammen von allgemeinen Gläubigern wie dem Vermieter. Das Unternehmen hatte seinen Sitz in Frankfurt. Auch die Arbeitnehmer ­– insgesamt gab es zehn Beschäftigte – sowie Krankenkassen seien Hauptgläubiger.

Wirbel um AM gab es im Frühjahr 2016. PM Pharma-Medien aus Hamburg hatte an Apotheken eine Abtretungsanzeige geschickt. Das Unternehmen forderte darin, Zahlungen an AM einzustellen und diese künftig auf das eigene Konto zu überweisen. PM war zeitweise der Inhaber von AM, verkaufte die Firma aber an den vorherigen Inhaber Wolfgang Boethe zurück. Laut dem ehemaligen Geschäftsführer Olaf Tonner soll der Kaufpreis nie gezahlt worden sein.

AM wurde vor mehr als 20 Jahren gegründet. Apotheken konnten aus sieben Titeln für Kunden auswählen: Rätsel-Pause, Apotheken Spiegel, Senioren & Diabetiker, Mutter & Kind, Kunterbunt, Emily und Allergiker ABC. Die Firma wurde von Geschäftsführer Klaus Bender geleitet. Der 77-Jährige begann als Vertriebsmitarbeiter und war zunächst für das Anzeigengeschäft zuständig. Bender zeige sich kooperativ und habe laut eigenen Aussagen nicht gewusst, was im Hintergrund geschehe, so Hövel.

Ein Gesellschafter war Boethe, sein Sohn sowie die Tochter waren ebenfalls bei AM angestellt. Der 71-Jährige, der laut Hövel derzeit im Gefängnis sitzt, leitete zuletzt den 2016 gegründeten OTC-Media-Verlag, bei dem zwischenzeitlich auch Bender Geschäftsführer war. Das Unternehmen wurde im April aufgrund der Eröffnung des Insolvenzverfahrens aufgelöst. Boethe hatte 2013 wegen des DNA-Verlags (Der neue Apotheker) und vermeintlich falscher Auflagenzahlen in Österreich für Schlagzeilen gesorgt. Auch das einflussreiche Hamburger Verlagshaus Dumrath & Fassnacht war an AM beteiligt.

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