OTC-Hersteller

Deutscher Chef für Perrigo

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Berlin -

Perrigo hat sich Uwe Röhrhoff geangelt. Am 15. Januar übernimmt der ehemalige Chef des Packmittelherstellers Gerresheimer den CEO-Posten von John T. Hendrickson, der sich in den Ruhestand verabschiedet. Hendrickson bleibt jedoch noch bis zum 15. März an Bord, um einen „geschmeidigen und erfolgreichen Übergang“ zu gewährleisten.

Röhrhoff hatte Gerresheimer mehr als ein Vierteljahrhundert die Treue gehalten und war maßgeblich an der Internationalisierung des auf Pharmaverpackungen spezialisierten Herstellers beteiligt. So baute er Mitte der 90er Jahre das US-Geschäft auf und leitete von 2001 bis 2010 die US-Tochter Gerresheimer Glass. Heute hat Gerresheimer 36 Produktionsstätten in 14 Ländern und beliefert über 1500 Kunden, darunter die zehn größten Pharmakonzerne der Welt.

Von 2010 bis 2017 führte er den M-Dax-Konzern als CEO, gab jedoch 2015 bekannt, seinen Vertrag aus persönlichen Gründen nicht verlängern zu wollen. Im August 2017 verließ er Gerresheimer und konzentrierte sich auf seine Sitze in den Aufsichtsräten des Metallhändlers Klöckner sowie des Galenik-Spezialisten Catalent. Diese Posten gibt der Diplom-Betriebswirt und ehemalige Präsident des 1. FC Mönchengladbach nun für Perrigo auf.

Dort erwartet man von ihm Konsolidierung. Perrigo hat turbulente Jahre hinter sich, die Übernahme des belgischen Pharmaherstellers Omega im Jahr 2014 hatte sich als kostspielig herausgestellt. Das US-Unternehmen musste mehrmals Abschreibungen vornehmen und hat nach Meinung von Kritikern mit 3,6 Milliarden Euro zu viel für Omega gezahlt. In den Folgejahren drehte sich dann das Personalkarussell. Omega-Gründer Marc Coucke verließ den Vorstand. Im Frühjahr 2016 wechselte CEO Joseph C. Papa zum Pharmahersteller Valeant. Das Unternehmen verlor in der Folgezeit auch in Deutschland eine Reihe von Führungskräften, darunter Geschäftsführer Stephan Tomat und Vertriebsleiter Christian Kotschate, später auch Marketingleiter Harald Linger und zuletzt Vertriebsleiter Nick Löffler und Geschäftsführerin Aline Seifert.

Perrigo ist vor allem in den USA präsent, der Konzern stellt OTC-Produkte, Rx-Medikamente, Tierarzneimittel und Babynahrung her. Außerdem ist er als Lohnhersteller aktiv. Angefangen hat alles in einem Gemischtwarenladen im US-Bundesstaat Michigan: Der Kaufmann Luther Perrigo kam 1887 auf die Idee, Dorfläden mit Medikamenten und Haushaltswaren zu beliefern.

Die globale Expansion begann Ende der 1990er Jahre: 1997 wurde Perrigo Hauptanteilseigener des mexikanischen OTC-Herstellers Quifa. Vier Jahre später setzte das US-Unternehmen europäischen Boden: Perrigo erwarb Wrafton Laboratories, den größten Hersteller von OTC-Eigenmarken in Großbritannien, der unter anderem Ketten wie Lloyds, Boots und Superdrug beliefert, aber auch für Hersteller wie GlaxoSmithKline, Johnson & Johnson, Reckitt Benckiser, die Stada-Tochter Thornton & Ross sowie Procter & Gamble produziert.

2004 fiel der Startschuss für die Produktion verschreibungspflichtiger Generika. Dieses Geschäftsfeld baute Perrigo ein Jahr später weiter aus: Für rund 850 Millionen Dollar übernahm der US-Konzern den israelischen Hersteller Agis. 2012 stiegen die Amerikaner mit dem Kauf von Seargeant's Pet Care Products und Velcera in den Markt mit Veterinärprodukten ein. Der bislang größte Coup: 2013 kaufte Perrigo für 8,6 Milliarden Dollar das irische Biotechunternehmen Elan. Der Firmensitz wurde nach Dublin verlegt, vor allem weil Steuerersparnisse winkten. 2015 konnte Perrigo einen Übernahmeversuch von Mylan abwehren.

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