Pharmahandelskonzerne

Celesio plant Umzug

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Berlin -

Bei Celesio vergeht so gut wie keine Hauptversammlung, auf der nicht ein Aktionärsvertreter über ein gewisses Rotlicht-Etablissement am Stuttgarter Firmengelände klagt. Könnte der Konzern nicht einfach die Immobilie erwerben, um die ungewollten Nachbarn loszuwerden, lautet dann immer die Frage. Die Antwort, die der neue Konzernchef Markus Pinger in diesem Jahr geben könnte, fällt vielleicht ganz anders aus als erwartet: Denn bei Celesio prüft man, ob die Firmenzentrale umziehen sollte. Selbst der Standort Stuttgart steht offenbar zur Disposition.

Angeblich lässt der Konzern prüfen, ob eine Verlegung des Hauptsitzes ins Industriegebiet am Flughafen von Stuttgart oder sogar nach Berlin oder Düsseldorf sinnvoll wäre. Dabei soll die Präferenz der Konzernspitze auf der Hauptstadt liegen.

Nach Angaben eines Sprechers will Celesio dagegen in Stuttgart bleiben: „Wir wollen die Hauptverwaltung im Sinne einer besseren Zusammenarbeit möglichst an einem Ort konzentrieren. Dazu sucht Celesio in Stuttgart neue geeignete Räumlichkeiten.“

Der Konzern will auch mit der Stadt sprechen und diese um ihre Unterstützung bitten. Allerdings: „Sollte sich wider Erwarten kein geeigneter Standort in Stuttgart finden, wären wir gezwungen, auch andere Standorte mit in eine ernsthafte Erwägung zu ziehen. Dazu gibt es bislang überhaupt keine Entscheidung.“

Der heutige Standort in Bad Cannstatt gilt nicht mehr in jeder Hinsicht als zeitgemäß: Neben der Celesio-Zentrale und der Gehe-Hauptverwaltung gibt es verschiedene Gebäude links und rechts der Neckartalstraße, in denen Tochterfirmen und Abteilungen untergebracht sind. Man platze aus allen Nähten, heißt es aus dem Unternehmen.

Spätestens 2014 muss Celesio eine neue Bleibe gefunden haben. Denn dann läuft der Mietvertrag der Gehe-Hauptverwaltung ab. Der deutsche Großhändler war in separate Räume gezogen, als das internationale Geschäft größer geworden war und die Holding mehr Platz benötigte. Die Konzernzentrale war dann zwischen 2003 und 2005 aufwändig modernisiert worden.

Bereits unter dem alten Konzernchef Dr. Fritz Oesterle hatte Celesio nach einem neuen Standort Ausschau gehalten. Im Visier war eine Fläche mit 9000 Quadratmetern ebenfalls in Bad Cannstatt; ein Investor sollte die Immobilie von der Stadt erwerben und an Celesio untervermieten. Seit dem Machtwechsel beim Pharmahändler sollen die Gespräche allerdings eingeschlafen sein.

Theoretisch könnte Celesio also mittlerweile anderswo suchen – oder die Suche erst einmal eingestellt haben. Durch den geplanten Verkauf von Geschäftsbereichen wie Movianto und den angekündigten Stellenabbau könnte sich die Raumsituation in Bad Cannstatt immerhin erst einmal entspannen. Alleine in der Hauptverwaltung sollen 50 der 340 Arbeitsplätze wegfallen.

Sollte Celesio dagegen tatsächlich Suttgart verlassen wollen, dürfte es also weniger interne als externe Gründe geben. Im Zusammenhang mit der Eröffnung des neuen Großflughafens Berlin/Brandeburg etwa werden Investoren gelockt – hier ließen sich möglicherweise Fördergelder abgreifen. Vielleicht sucht Pinger aber auch aus politischer Sicht einen kompletten Neustart.

Unter Oesterle war Celesio fest in Stuttgart verwurzelt: Politiker aus Stadt und Länder waren regelmäßig in der Konzernzentrale zu Gast; Oesterle und sein Politikteam um Ex-Staatssekretär Matthias Kleinert verkehrten in der Stuttgarter Politikszene. Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) erklärte einmal öffentlich, er sei froh, mit Celesio einen Vertreter der Champions League im Land zu haben. Phoenix sei immerhin Bundesliga.

Nicht nur bei Celesio haben sich seitdem die Machtverhälltnisse geändert: Im Landtag hat Rot-Grün vor einem Jahr Schwarz-Gelb abgelöst, bei der Gemeinderatswahl hatten die Grünen CDU und SPD bereits 2009 überholt.

Aus historischer Sicht wäre eine Verlagerung des Firmensitzes übrigens weniger einschneidend: Gehe war 1835 in Dresden gegründet worden; nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firmenzentrale 1948 zunächst nach München verlegt. Erst seit 1981 hat der Großhändler seinen Hauptsitz in Stuttgart. Für eine Verlegung des Geschäftssitzes wäre übrigens eine Satzungsänderung notwendig. Auf der Tagesordnung zur Hauptsversammlung in der kommenden Woche findet sich dazu nichts.

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