ARZ Haan

22 Millionen Euro für Apothekerverband

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Berlin -

Beim ARZ Haan zeichnet sich eine Lösung für den Ausstieg des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) ab: Das Rechenzentrum will den Großaktionär ausbezahlen, bis zu 22 Millionen Euro könnte der Rückerwerb der Aktien kosten. Bei der Hauptversammlung Ende August soll über einen entsprechenden Antrag des Vorstands abgestimmt werden. Dem AVWL reicht der Betrag offenbar nicht.

Am ARZ Haan sind neben dem AVWL der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) – über die Tochter Norwima – und die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) beteiligt. Gemeinsam halten sie 75 Prozent der Stammaktien an der AG. Der Rest ist in Form vinkulierter Namensaktien als stimmrechtslose Vorzugsaktien in der Hand von Apothekern.

Der AVWL hatte den Stimmrechtsvertrag Ende 2012 mit Wirkung zum 31. Dezember 2013 gekündigt. Hintergrund waren Unstimmigkeiten unter den Aktionären, die sich am Ende auch auf das ARZ Haan auswirkten: An der gemeinsamen Clearingstelle war der Streit zuletzt eskaliert. Offen war lange, ob beim ARZ Haan ein neuer Investor einspringen würde. Kurzzeitig war über einen Einstieg des Großhändlers Noweda spekuliert worden.

Laut Gutachten des ARZ Haan sind die Stammaktien derzeit 28,59 Euro wert. Der AVWL hatte allerdings einen größeren Zuschlag gefordert, womöglich auch, um das neue Verbandsgebäude finanzieren zu können: Bis zu 36 Euro wollten die Westfalen dem Vernehmen nach je Anteilsschein erlösen. Aus diesem Grund wurde ein Gegenantrag eingereicht, der eine neue Wertermittlung fordert.

Die Abfindung des AVWL kostet 13,4 Millionen Euro, zusätzlich werden knapp 9 Millionen Euro fällig, für die das Rechenzentrum der Apobank Aktien abkauft, um das Kräftegleichgewicht wiederherzustellen.*

Um den AVWL ausbezahlen zu können, muss das Rechenzentrum in die Rücklagen greifen. Die sind immerhin gut gefüllt, denn vom Verkauf des EDV-Anbieters Lauer-Fischer an die CompuGroup (CGM)hatten die Aktionäre nur marginal profitiert. Allerdings müssen die Anteilseigner in diesem Jahr auf die ansonsten übliche Dividende von 55 Cent je Aktie verzichten; nur die Vorzugsaktionäre sollen 17 Cent je Aktie ausbezahlt bekommen.

Das ARZ Haan war 1971 als ARZ Rechenzentrum nordrheinwestfälischer Apotheken gegründet worden und in den 1990er Jahren durch Zukäufe gewachsen. Heute gehören neben Apothekern auch andere Leistungserbringer zu den Kunden.

* Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hatte es geheißen, der AVWL bekomme den Gesamtbetrag von 22 Millionen Euro ausbezahlt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

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