Marktkauf

Apothekenexklusivität unter Beschuss

, Uhr

Das Thema Apothekenexklusivität bleibt ein Dauerbrenner: Aktuell tauchten in Filialen des Lebensmitteleinzelhändlers Marktkauf Produkte auf, die nach dem Willen der Hersteller eigentlich nur über Apotheken ausgeliefert werden sollen. In 26 „Versuchsmärkten“ im Raum Hannover/Minden vertreibt die Edeka-Tochter seit Wochenanfang Markenartikel wie pH5-Eucerin, Vichy und Eunova, bestätigte ein Sprecher der Edeka-Regionalgesellschaft gegenüber APOTHEKE ADHOC. In den Filialen werden 85 verschiedene Artikel auf 1,25 Meter Regalfläche vertrieben, darunter Centrum, Frei und Bepanthol.

Die Produkte sind aus Sicht des Konzerns nicht weiter erklärungsbedürftig und haben daher keinen berechtigten Anspruch auf Apothekenexklusivität. Einige Hersteller sehen das anders. Sie schwören Stein auf Bein, nicht an Marktkauf geliefert zu haben und ermitteln in eigener Sache: Als Zwischenhändler ist die Fertimed Pharma GmbH mit Sitz in Wedemark in Verdacht geraten. Deren Geschäftsführer Frank Riemer betreibt zudem die Apotheke in der Deutschen Klinik in Bad Münder am Deister sowie die DocMorris Apotheke Wedemark.

Riemer versicherte gegenüber APOTHEKE ADHOC nachdrücklich, nichts mit der Sache zu tun zu haben. Fertimed betreibe er als Großhandel ausschließlich, um seine Apotheke in der Nähe einer Kinderklinik mit Produkten zur Kinderwunschbehandlung zu versorgen. Marktkauf wollte seinen Lieferanten nicht nennen.

Da einerseits Apotheker, andererseits aber auch die Hersteller selbst immer wieder im Verdacht stehen, ihre Vertriebskanäle entgegen der Vereinbarung auszuweiten, bekennen sich einige Unternehmen jetzt noch deutlicher zur Apotheke: So kennzeichnet der Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller Orthomol seine Produkte seit zwei Wochen mit einem Aufkleber „Aus Ihrer Apotheke“. Derzeit würden alle Packungen noch per Hand mit den Aufklebern versehen, schnellstmöglich sollten alle Präparate entsprechende Aufdrucke erhalten, sagte eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Ob diese Strategie Erfolg bringt, ist indes fraglich, denn die Hersteller dürfen andere Vertriebskanäle nicht ohne guten Grund von der Lieferung ausschließen. Beiersdorf hat deshalb einen neuen Selektivvertrag ausgeklügelt, der Apotheken zwar nicht ausdrücklich als exklusive Anbieter vorsieht, es de facto aber vorerst tut. Vom 1. Januar 2009 an dürfen Eucerin-Artikel nur noch von qualifizertem Personal abgegeben werden: Apothekern, PTAs, PKAs oder Pharmazieingenieuren. Im Beratungsgespräch muss laut Vertrag sogar jederzeit ein Pharmazeut hinzugezogen werden können. Für Lebensmittel- und Drogeriemärkte dürften diese Produkte damit zum Jahreswechsel faktisch erst einmal gestorben sein.

Entsprechend gelassen reagierte man bei Beiersdorf auf den jüngsten Fall bei Marktkauf: „Mit dem Stichtag gibt es das nicht mehr“, sagte eine Sprecherin. Ohnehin sei man in der Lage, einzelne Chargen nachzuverfolgen und Wiederverkäufer aufzuspüren. Wer sich nicht an den Vertrag hält, wird von der Belieferung ausgeschlossen.

Doch auch bei Marktkauf gibt man sich gelassen. Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen unterschiedliche Reaktionen von den betroffenen Herstellern erhalten: „Es sind nicht alle am Jammern, Jaulen und Prügeln; für einige ist es offenbar eine Frage der Zeit, dass die Dämme brechen“, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Bestimmte Produkte will der Edeka-Konzern eigenen Angaben zufolge aber auch künftig den Apothekern überlassen: Man habe in keiner Weise den Anspruch, die Beratungsleistung der Apotheken bieten zu können - aber die sei eben auch nicht bei allen Produkten gefragt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte