Griechenland

„Am schlimmsten ist die eigene Machtlosigkeit“

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Berlin -

2015 war das Jahr, in dem die griechischen Apotheker durch die Troika entmündigt wurden. Auf Druck der Geldgeber liberalisierte die Regierung den Markt – rationale Argumente und emotional aufgeladene Streiks konnten daran nichts ändern. Irene Markaki, Inhaberin eines Pharmagroßhändlers in Iraklio auf Kreta, zieht Bilanz: Am schlimmsten sei die Ohnmacht gewesen, sagt sie – und lässt sich dennoch von ihrem Glauben an die Europäische Union (EU) nicht abbringen.

2015 sei ein schreckliches Jahr gewesen, sagt Markaki. „Es gab nicht eine friedliche Minute.“ Die Forderungen des Eurogipfels nach einer Liberalisierung des Apothekenmarktes sei im Sommer ein regelrechter Schock gewesen. „Ein Albtraum für jeden Geschäftsmann.“

Dabei seien sich in Griechenland alle Beteiligten einig gewesen, dass Arzneimittel von den politischen Maßnahmen ausgenommen werden sollten. „Die Menschen, die nach Jahren der Wirtschaftskrise frustriert waren, sollten sich nicht auch noch Sorgen machen müssen, ohne Medikamente auskommen zu müssen“, sagt Markaki. „Also haben wir uns entschlossen, weiter Ware zu liefern – ohne zu wissen, ob wir in Euro, Drachme oder überhaupt bezahlt würden.“

Dazu kam die Angst vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes, der für Markaki das Ende ihrer Selbstständigkeit bedeutet hätte. „Es gab so viele Nächte, in denen ich keinen Schlaf finden konnte, sondern im Haus herumgelaufen bin und über meine Möglichkeiten nachgedacht habe – bis hin zur Arbeit im Ausland.“

Als verantwortungsbewusster Mensch, der immer seine Steuern bezahlt und seine Pflichten erfüllt habe, könne sie nur schwer verstehen, wie sie in ein solches Durcheinander geraten konnte, ohne selbst etwas falsch gemacht zu haben. „Am schlimmsten ist die eigene Machtlosigkeit. Ich denke, jeder hätte Angst vor einer Situation, in der das Schicksal von politischen Entscheidungen abhängt, ohne dass man selbst noch irgendeinen Einfluss hätte.“

Irgendwann kommt das Gespräch dann zwangsläufig auf Wolfgang Schäuble. Der deutsche Finanzminister mache sich keine Vorstellungen, welche Probleme sein Verhalten in ihrem Geschäft und ihrem Leben auslöse. „Aber was kann ich machen?“ Ihre Leidenschaft für die Geschichte helfe ihr in solchen Situationen weiter, helfe ihr, Antworten zu finden, sagt Markaki. Oft schon sei das Schicksal von Menschen durch falsche politische Entscheidungen ruiniert worden. Auch einige positive Momente habe es gegeben: So sei sie Präsidentin des Großhandelsverbands geworden – als erste Frau überhaupt.

Am meisten Angst hat sie vor einer Spaltung Europas. „In diesem neuen Jahrhundert scheinen die Menschen vergessen zu haben, wie wichtig die Gemeinschaft ist“, sagt sie. „Aber wenn wir in die Geschichte zurückblicken oder einfach nur auf die Gefahren um uns herum schauen, dann sollte jedem klar sein, dass man nur gemeinsam solche schlimmen Zeiten überstehen kann.“

Daher sei es ihr größter Wunsch, dass die Europäische Union erhalten und weiterentwickelt werde – auch als Schutz vor den Gefahren von außerhalb. „Es ist wichtig, dass wir unsere gemeinsamen Werte und die Freiheit, die im vergangenen Jahrhundert so viele Menschen das Leben gekostet hat, verteidigen“, sagt Markaki. „Das schulden wir den Opfern der Geschichte, das schulden wir den nachfolgenden Generationen.“

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