Italien

Bürgermeister will Apotheken verkaufen

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Der Bürgermeister von Rom, Gianni Alemanno, will offenbar die kommunalen Apotheken der italienischen Hauptstadt privatisieren. Alemanno soll Medienberichten zufolge bei Treffen mit Parteikollegen erklärt haben, dass schon bis Ende dieses Jahres ein Käufer gefunden werden müsse. Die Apotheker fürchten, dass ähnlich wie in anderen Städten ein renditeorientierter Großinvestor die insgesamt 43 Filialen übernimmt.

Alemanno nennt wirtschaftliche Probleme für seine Entscheidung: Die Apotheken seien nicht rentabel und belasteten die Konten der Hauptstadt unnötig, soll der Bürgermeister im kleinen Kreis gesagt haben. Den öffentlichen Auftrag der Arzneimittelversorgung könnten sie daher nicht mehr zufriedenstellend erfüllen.

Das sieht man nicht überall so: Venanzio Gizi, Präsident des Verbands kommunaler Apotheken in Italien, findet, dass die Filialen der Stadt Rom sehr wohl ihren Versorgungsauftrag erfüllen. Zwar stecke die Betreiberfirma Farmacap - als einziges Unternehmen der Branche - in Schulden. Um die Standorte wieder rentabel zu machen, müssten sie aber nicht verkauft, sondern vielmehr die Struktur von Farmacap grundlegend reformiert werden, so Gizi.

Der römische Apothekerverband weist den Bürgermeister in einem Schreiben darauf hin, dass ein Verkauf an externe Investoren nach der aktuellen Gesetzeslage nicht mehr in Frage kommt. Es sei zwar grundsätzlich möglich, dass Kapitalgesellschaften kommunale Apotheken betreiben. „Die Besitzanteile an einer solchen Gesellschaft müssen jedoch unter den Apothekenleitern sowie der Kommune aufgeteilt werden“, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: „Im Falle eines Verkaufes müssen die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.“

Bislang hatten vor allem die drei paneuropäischen Pharmahandelskonzerne kommunale Apotheken aufgekauft: Celesio betreibt 156 Apotheken in Mailand, Bologna, Cremona, Prato und Lissone. Alliance Boots hat 29 Filialen in Rimini, Cesena und Lucca. Phoenix ist mit 26 Apotheken in Florenz vertreten.

Insgesamt wurden seit den 1990er-Jahren rund 250 der 1600 Kommunalapotheken an Fremdinvestoren verkauft und damit privatisiert. Vor allem in Nord- und Mittelitalien hatten die Kommunen nach Kriegsende eigene Apotheken gegründet, um die Arzneimittelversorgung auch in schwierigen Zeiten zu sichern.

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