Angeblich geringe Anzahl

Fiebersäfte: IKK verteidigt Null-Retax

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Berlin -

Viele Apotheken griffen in der Hochsaison der Lieferengpässe bei Fiebermitteln für Kinder selbst zu Fantaschale und Pistill. Um die kleinsten Patient:innen weiterhin mit Paracetamol- und Ibuprofensäften versorgen zu können, stellten PTA und Apotheker:innen etliche Lösungen selbst her – und das mit einem erheblichen Mehraufwand. Der Dank dafür? Es hagelt Null-Retaxen. Die IKK Classic dementiert aber eine Retaxwelle und spricht von einem verschwindend geringen Prozentsatz.

Die Ampel-Koalition will die Apotheken mit dem Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) entlasten. Geplant ist unter anderem eine deutliche Beschränkung der Nullretaxation. Das wird allerdings die aktuelle Retaxwelle zu Rezepturen, die im Herbst und Winter vorrangig für Kinder angefertigt wurden, nicht stoppen. Mehrere Apothekeninhaber:innen berichten über vermehrte Nullretaxationen zu Fiebersaftrezepturen, etwa weil die exakte Dosierung fehlte. Besonders fiel dabei die IKK classic auf.

„Die IKK classic hat keine Null-Retaxierung vorgenommen, weil Fertigarzneimittel als Rezeptur hergestellt wurden. Für ihren engagierten Einsatz sind wir den Apotheken sogar sehr dankbar“, so eine Sprecherin. „Auch beim Thema Retaxierung agieren wir stets mit Augenmaß und haben die besondere Situation der Apotheken im Blick“, heißt es weiter. Dennoch würden auch bei der Herstellung und Abgabe von Rezepturarzneimitteln arzneimittelrechtlich verankerte Sicherheitsregelungen gelten.

„Es waren nur 0,002 Prozent“

„Wenn wir bei der Prüfung der Rezepte festgestellt haben, dass diese vereinbarten Regelungen (wie zum Beispiel die Angabe der Dosierung) nicht eingehalten wurden, haben wir Nullretaxe ausgesprochen“, erklärt die Sprecherin. Zugleich mildert sie in ihrer Stellungnahme auch die Häufigkeit der Fälle ab: „Im Dezember 2022 wurden Rezepte für Fieber- und Schmerzmittel im geringen zweistelligen Bereich retaxiert. Das waren 0,002 Prozent von allen im Dezember 2022 mit uns abgerechneten Rezepten. Es handelt sich also nur um wenige Einzelfälle.“ Die Krux: Seit Dezember sind bereits sechs weitere Monate vergangen, und die Retaxwelle gehe laut Apothekerschaft gerade erst los.

„Das ist erst der Anfang“

Es mag sein, dass es im Dezember eher eine geringe Anzahl an Retaxen gab, aber das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: „Es werden sicher noch welche folgen. Ich mache mir Sorgen, wie es weiter geht. Die IKK ist eher eine kleine Kasse, wenn die AOK jetzt noch retaxiert, weiß ich nicht, wie es demnächst mit solchen Rezepturen weitergehen soll“, so Nadine Vette, PTA in der Apotheke Hulb in Böblingen. „Im Prinzip haben wir die Arbeit doch umsonst gemacht. Wie jeder Apothekenmitarbeiter weiß, ist die Dokumentation im Labor zeitfressend. Und nun wird uns das Geld gestrichen für unsere ohnehin schon nicht sehr ertragreiche Arbeit im Labor“, ärgert sich die PTA.

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