Bundesversicherungsamt

BTM-Retax: Kassen schwärzen Apotheker an

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Der Konflikt um die massenhaften Retaxation von BTM-Rezepten des BKK-Dienstleisters Protaxplus spitzt sich zu. Trotz wachsender Proteste aus den Reihen der Apotheker und ihrer Verbände sehen sich die Novitas BKK, die BKK vor Ort sowie die BKK Hoesch im Recht. Laut Protaxplus-Geschäftsführer Normann Schuster haben sich die Kassen mittlerweile sogar an das Bundesversicherungsamt (BVA) gewandt.


Die Apotheken sollten sich darauf einstellen, dass die BTM-Prüfungen keine Einzelaktionen seien, sagte Schuster gegenüber APOTHEKE ADHOC: Die bereits aktiv gewordenen Kassen hätten ihre Aufsichtsbehörden „über die Inhalte und Ausmaße der festgestellten Beanstandungen informiert“, so der Protaxplus-Chef. Beim BVA, das zumindest für die Novitas BKK und die BKK vor Ort unmittelbar zuständig ist, weiß man allerdings noch nichts davon.


Schuster geht trotzdem davon aus, dass auch andere Krankenkassen solche Prüfungen „kurz- oder mittelfristig“ durchführen oder von ihren Dienstleistern durchführen lassen. Und dies gelte dann nicht nur für Betriebskrankenkassen, so Schuster, der vor seiner Zeit bei Protaxplus beim Apothekerverband Nordrhein für das Vertragswesen zuständig war.


Ob sich tatsächlich weitere Kassen auf die Retax-Schlacht einlassen, bleibt abzuwarten. Nicht allen liegt ein Konfrontationskurs, andere haben Zweifel, dass sich die Aktion überhaupt lohnt. Der Imageschaden sei nicht zu unterschätzen, und allzu kleinliche Retaxierungen aufgrund von Formfehlern ließen sich vor Gericht kaum durchsetzen, gibt ein Kassenfunktionär zu bedenken. Unter dem Strich bliebe von solchen Aktionen nicht viel hängen. Nicht zuletzt könnten auch die mit Versichertenvertretern besetzen Aufsichtsräte Einspruch einlegen.


 


In der Branche wird deshalb gemunkelt, dass hinter den Retaxationen kurzfristige finanzielle Interessen stehen – Interessen oder Notwendigkeiten. Schließlich hatte die Novitas BKK in der zweiten Jahreshälfte 2010 einen Zusatzbeitrag von 8 Euro von ihren Versicherten verlangen müssen. Die BKK Hoesch kassiert aktuell sogar 15 Euro und wird sich wohl demnächst in eine Fusion retten. Die BKK vor Ort steht zwar finanziell besser da, gilt aber als konfliktfreudig.


Den Leistungserbringern könnten düstere Zeiten bevorstehen, wenn die Kassen Retaxierungen verstärkt als Mittel gegen akute Liquiditätsengpässe entdecken. Auch die mittlerweile insolvente City BKK hatte kurz vor ihrer Pleite noch zahlreiche Krankenhausrechnungen beanstandet.


Heute geht es den meisten Kassen wegen der Spargesetze der Regierung finanziell recht gut, der Gesundheitsfonds erwartet einen Milliardenüberschuss. Doch wenn sich die Finanzlage im GKV-System wieder verschlechtert, könnten klamme Kassen versucht sein, sich mit Retaxierungen über Wasser zu halten.


 

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