Kasse ignoriert Rabattvertrag

„Apotheke soll abgeben, was verordnet wurde“

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Berlin -

In Apotheken kommt es immer wieder zu Diskussionen, wenn Patient:innen auf ein anderes Generikum umgestellt werden sollen. „Die Kunden verstehen nicht, dass wir ihnen gerade bei neuen Rabattverträgen ungewohnte Medikamente mitgeben müssen“, so Ahmet Tekin, Inhaber der Post-Apotheke in Rellingen. „Ich habe es satt, ständig die Aufklärungsarbeit für die Krankenkassen zu übernehmen“, ärgert er sich.

Unangenehme Diskussionen zu Rabattverträgen führt Tekin ständig: „Das ist mittlerweile gang und gäbe und längst kein Einzelfall mehr.“ So habe er erst kürzlich eine Kundin in der Apotheke bedient, die ein Dosieraerosol verordnet bekam. „Laut Rabattvertrag musste ich ihr ein Generikum anbieten“, so der Inhaber. Sie sei nicht einverstanden gewesen: „Nach langem Erklären bestellten wir das von der Kasse vorgeschriebene Generikum“, so Tekin. Hinzu seien auch Sprachbarrieren gekommen: „Die Kundin sprach nicht so gut Deutsch, was die Erklärung zu den Rabattverträgen nicht leichter machte.“

Etwa 30 Minuten nach dem Gespräch rief die Kundin wieder an: „Sie fragte nach, ob ich es wirklich richtig gemacht hätte“, so Tekin. „Mehrmals versuchte ich es ihr zu erklären, ohne Erfolg“, bedauert der Apotheker. „Meine Empfehlung ist dann, den Arzt oder die Kasse zu fragen“, so Tekin. Der Arzt war natürlich nicht zu erreichen, die Kasse aber schon. Doch hier folgte die nächste Überraschung: „Die Aussage des Sachbearbeiters war ernüchternd“, so Tekin. „Die Apotheke muss das abgeben, was der Arzt verordnet.“ So einfach ist die Sache bei Weitem nicht.

Von den Kassen angelogen

„Leider hörte ich diese Aussage nicht zum ersten Mal“, so der Inhaber. Er ist überzeugt: „Die Kundschaft wird bei solchen Fragen einfach von deren Krankenkassen angelogen.“ Mehr noch: „Mich wundert es sowieso, dass einige noch nie von den Rabattverträgen gehört haben wollen“, so der Apotheker. Dabei gebe es diese Vereinbarungen bereits seit 2006. „Und wenn der Kunde mit einer derartigen Frage an die Kasse tritt, wird er rigoros angelogen“, ärgert sich.

Für ihn ist diese Unverschämtheit nicht mehr hinnehmbar: „Ich habe es satt, die Aufklärungsarbeit von den Kassen zu übernehmen. Wir werden nicht dafür bezahlt“, so der Inhaber. Zudem verlieren die Patient:innen bei solchen Diskussionen das Vertrauen in die Apotheke: „Jede Neueinführung muss erklärt werden, es macht keinen Spaß mehr“, so Tekin. Zudem verstehen die meisten gar nicht, was er erklären will: „Die Kassen müssten die Aufklärung leisten, mittels Fernsehwerbung oder Kettenbriefen oder ähnlichem. Die Kunden denken doch, dass die Apotheke an allem Schuld ist.“

Kammerbeitrag aussetzen

Von den Standesvertretern fehle es auch an Unterstützung: „Angeblich wollten wir die Honorarerhöhung durchsetzen. Aber bis auf den Verdienstausfall an den Streiktagen haben wir nichts erreicht“, so Tekin. „Durchgesetzt hat meine Kammer nur eine Beitragserhöhung von circa 50 Prozent.“

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) tue auch nichts für die Apotheken: „Er würgt uns doch nur eine Niete nach der anderen rein“, so der Inhaber. „Wir dürfen weiterhin an den 20 Jahre alten 8,35 Euro (minus aktueller Kassenabschlag) knabbern“, beschwert er sich. Hinzu komme: „Dafür müssen wir uns alles gefallen lassen. Von der Kundschaft, von unseren lieben Heilberufskollegen, von den Kassen und so weiter“ ärgert er sich. „Ich bin kurz davor, aus Protest erstmal den Kassenbeitrag nicht zu zahlen. Vielleicht passiert ja dann endlich was.“

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