ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Corona-Alarm in der Apotheke Alexander Müller, 13.11.2021 08:03 Uhr

Über den Corona-Alarm können die Apotheken schnell informiert werden, wenn sie neue Maßnahmen umsetzen oder Dienstleistungen anbieten sollen. Montage: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

2G+, 3G, Testpflicht, Impfpflicht, Corona-Verbot am Arbeitsplatz... Während das Virus grassiert wie noch nie, diskutiert die Politik über Maßnahmen. Und mittendrin die Apotheken, die binnen Tagesfrist die Vorgaben umsetzen dürfen. Am besten wäre ein Corona-Alarm in jeder Offizin.

Jede und jeder hat das viel zitierte „Impfangebot“ bekommen, mehrfach, mit wachsender Ungeduld. Die Steigerung dieser Wortneuschöpfung ist „Impfangebot-Impfaufruf-Impfpflicht“. Noch befinden wir uns in Komparativphase II, ein Aufruf ist drängender als ein Angebot. Und durchaus schon mit konkreten Maßnahmen verbunden. Doch der Versuch der Regierung, Impfunwillige mit einer Kostenloslosigkeit der Corona-Tests in die Impfzentrum zu locken, ist schiefgegangen – offenbar sind weite Teile der Impfgegner zu solvent.

Über den Superlativ Impfpflicht wird bislang noch vorsichtig diskutiert, den Weg hat sich Politik mit verfrühten Aussagen selbst ein bisschen verbaut. Dabei wäre eine Mehrheit der Bevölkerung dafür, zumindest bei Gesundheitsberufen keine Kompromisse zu erlauben, Apotheker:innen und PTA schließen sich da übrigens selbst mit ein. Gibt es kein anderes Mittel mehr oder droht die komplette Eskalation, wenn die Impfpflicht kommt? Wir haben im Podcast darüber gestritten.

Gleichzeitig wurde die Politik vom Herbst und seinem Virus-freundlichen Klima kalt erwischt. Das konnte ja wirklich niemand ahnen, dass die Corona-Zahlen steigen, wenn es draußen wieder nasskalt wird. Wo ist eigentlich der Klimawandel, wenn man ihn mal braucht, fragt sich die Regierung.

Also sind die Bürgertests ab sofort wieder gratis und die Apotheken können die Systeme wieder hochfahren. Wie sie das handhaben und was der Markt so hergibt, haben die Kolleg:innen von aposcope in der Offizin nachgefragt. Besondere Situation in Bayern; der Freistaat bezahlt angesichts der sehr hohen Infektionszahlen jetzt sogar PCR-Tests. Für die macht sich auch die Abda stark.

Drogist dm will im Winter nicht testen, weil es dann zu kalt ist. Konkurrent Rossmann verkauft jetzt immerhin Schnelltests unter Aufsicht. Die Steigerung dazu ist Dr. Ansay, der Tele-Tests anbieten will. Der Rechtsanwalt und seine befreundeten Privatärzte schreiben auch schon digital krank, anstecken muss man sich aber immer noch draußen.

Fraglos ist es in der Pandemiebekämpfung sehr hilfreich zu wissen, wer gerade Corona hat. Noch besser ist es aber, wenn sich die Menschen gar nicht erst anstecken, und wenn doch, dann zumindest nicht schwer erkranken. Mit anderen Worten: Die Impfquote muss endlich steigen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist gegen Booster-Impfungen in Apotheken, ist aber auch nur noch geschäftsführend und nicht mehr allzu lange im Amt. (Und bevor er wieder nicht zum CDU-Chef gewählt wird, will er es auch nicht mehr offiziell werden.)

Die angehenden Ampel-Koalitionäre wollen das Thema Booster-Apotheken zumindest diskutieren. „Es ist jetzt nicht die Zeit der Theorie, sondern die Zeit der Praxis. Deshalb reden wir heute auch nicht vornehmlich mit Verbänden, mit Theoretikern, sondern es geht darum, wie in der Praxis ein Impftempo durch den Einbezug von Betriebsärzten, mobilen Impfteams, von Apotheken, von Hausärzten in der gesamten Fläche des Landes bekommen, um eine größtmögliche Zahl von Menschen innerhalb kurzer Zeit mit Booster-Impfungen zu versorgen“, so Dr. Janosch Dahmen von den Grünen. Und der ist Arzt!

Was seine Kolleg:innen in der Praxis so alles gegen das Impfen in der Apotheke vorbringen, können Sie hier nachlesen. Immerhin: Knapp 10 Prozent hätten nichts dagegen, die Spritze sei ja schließlich „kein Hexenwerk“ – die Medizin ist im 21. Jahrhundert angekommen.

Die Politik wird es die Apotheken schon wissen lassen, wozu sie sie braucht. Die Teams in der Offizin sind ja leidlich spahngeprüft. Nützlich wäre eine Art Corona-Alarm: Wenn das Blicklicht leuchtet und die Sirene losheult, wissen die Apotheken je nach Tonsignal, was zu tun ist: Masken verteilen, Coupons stempeln, Bürger:innen testen, Bürger:innen impfen oder die Plexiglasscheiben mit selbstgebrautem Desinfektionsmittel nebelfeucht abwischen. Schönes Wochenende!

P.S. Für den totalen Durch- und Rückblick: Die wichtigsten News des Tages gibt es jeden Abend bei adhoc24.