Traumatisierung

Grüne: Psychotherapie für Flüchtlinge

, Uhr
Berlin -

Die Grünen haben die Bundesregierung aufgefordert, sich endlich um die traumatisierten Flüchtlinge im Land zu kümmern. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) dürfe nicht länger nur auf die Zuständigkeit der Bundesländer verweisen, sondern müsse sicherstellen, „dass wir bundesweit schwer traumatisierten und psychisch kranken Menschen zeitnah eine angemessene Behandlung ermöglichen“, sagte die Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink.

Die Bundesregierung müsse dringend Finanzierung und Ausbau der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer sicherstellen. Klein-Schmeink kritisierte, dass nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in der Praxis kaum Psychotherapie bewilligt werde.

Auch sollten die Kosten für Dolmetscherleistungen übernommen werden, denn ohne die sei eine vernünftige Behandlung selten möglich. „Die Situation der Flüchtlinge, die an den Folgen traumatischer Ereignisse leiden und keinen Zugang zu psychosozialer und psychotherapeutischer Versorgung haben, ist dramatisch“, sagte Klein-Schmeink.

Die Grünen haben eine Entschließung in den Bundestag eingebracht, in der eine bessere psychotherapeutische und psychosoziale Versorgung von Asylsuchenden und Flüchtlingen gefordert wird. Nach Angaben der Bundespsychotherapeutenkammer sind mindestens die Hälfte der Flüchtlinge psychisch krank. Bei diesen traumatisierten Menschen bestehe ein hohes Selbsttötungsrisiko.

Bei einer Veranstaltung des Vereins Deutsch-Syrische Ärzte für humanitäre Hilfe am Samstagabend in Berlin berichteten zwei Ärzte über die am Boden liegenden Gesundheitsversorgung in Syrien. Nach den Worten der beiden Mediziner, die direkt aus dem Bürgerkriegsland kamen, werden Einrichtungen der Gesundheitsversorgung vom Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad gezielt angegriffen und beschossen.

80 Prozent der Krankenhäuser seien zerstört, so der Verein. Operationen würden in notdürftig eingerichteten Kellern oder in Not-Lazaretten durchgeführt. Es fehle praktisch an allem, so die beiden Ärzte. Viele Mediziner seien nach vier Jahren Bürgerkrieg tot oder seien geflohen – in die Türkei oder nach Deutschland. Vor allem Fachärzte fehlten. In Aleppo, einer der größten syrischen Städte, gebe es gerade noch 30 bis 35 Ärzte. Ein Großteil der Bevölkerung sei traumatisiert.

Deshalb appellieren die beiden Mediziner: Die jetzt geflohenen gut ausgebildeten Fachleute müssen wieder nach Syrien zurückkehren, um das Land wieder aufzubauen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Streichung aus GOÄ und Leistungskatalog
Ärztetag: Keine Apothekenpflicht für Homöopathie
„Praxis um die Ecke wird zum Relikt“
Gassen: Lauterbach ruiniert Gesundheitssystem
Nur im Apotheke-Patienten-Kontakt
Abda will Telepharmazie besetzen
Mehr aus Ressort
Keine vergleichbaren Sicherheitsstandards
Freie Apothekerschaft will gegen Länderliste klagen
Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN
Merz, der Apothekenkanzler

APOTHEKE ADHOC Debatte