WISO: So schlecht beraten Apotheken

Stichprobenartig wurde in Apotheken im Rhein-Main-Gebiet jeweils ein verschreibungspflichtiges Medikament und ein Nahrungsergänzungsmittel gekauft, deren Kombination WISO zufolge problematisch ist: Alendron und Kalzium, Dytide (Triamteren/HCT) und Kalium, Doxycyclin und Kalzium sowie Marcumar (Phenprocoumon) und Johanniskraut.

Der erste Apotheker berät „kompetent und umfassend“. WISO ist zufrieden: „So sollte es sein“. Doch beim zweiten Versuch händigt die Mitarbeiterin Alendron und Kalzium unkommentiert aus. Auf Nachfrage der Tester soll sie gesagt haben: „Hätten Sie mich gefragt, hätte ich es Ihnen gesagt.“

Glaeske hält das für ein merkwürdiges Berufsverständnis: „Ich muss beginnen zu fragen als Apothekerin und nicht erwarten, dass mir jemand sofort alle Informationen auf den Tisch legt.“

Auch in der nächsten Apotheke gibt es dem Test zufolge keine Beratung: Die Mitarbeiterin verweist auf den Beipackzettel, den Arzt und schließlich sogar auf Wikipedia. Außerdem argumentiert sie mit dem Datenschutz: Wenn eine Person hinter dem Kunden stehe, sei eine Beratung nicht mehr möglich. „Das ist ein wirkliches Eigentor“, urteilt Glaeske. Wenn es nicht möglich sei, persönlich zu beraten, sei an der Organisationsstruktur der Apotheke etwas falsch.

Eine Apothekerin, die vorbildlich beraten hat, erklärt, dass auch die Software hilft. Wenn man sich nicht sicher sei, könne man Wechselwirkungen nachsehen. Darauf achten die Tester in den folgenden Apotheken: Eine Mitarbeiterin erklärt, die Software zeige Wechselwirkungen erst nach dem Kassieren an, eine andere hatte den Warnhinweis schlicht übersehen. „Da haben Sie mich jetzt erwischt“, sagt sie.

Bei ihren Testkäufen bekommen die WISO-Redakteure zahlreiche Erklärungen und Ausreden zu hören: „Hätte ja sein können, dass nicht beides für Sie ist“, „Das ist eine seltene Kombination“ oder „Ich bin alleine und so im Stress“.

Das Ergebnis des WISO-Tests: „Ernüchternd. Viele Apotheken beraten schlecht, oder gar nicht.“ Insgesamt gäben die Apotheken kein gutes Bild ab, die Schlechten zögen den gesamten Berufsstand hinunter. Glaeskes Fazit: „Verkaufen können viele Menschen, beraten aber nur wenige. Das sollten die Apothekerinnen und Apotheker ernst nehmen.“