Porträt

Zuckerrohr und Tanzmasken – eine Apothekergeschichte

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Berlin -

Apotheker Dietrich Wolff kann auf eine lange pharmazeutische Familiengeschichte zurückblicken: Bereits sein Großvater war Apotheker. Bevor der eine eigene Apotheke eröffnen konnte, musste er allerdings das nötige Geld verdienen. Als Zuckerchemiker verdingte sich Dr. Ernst Massute für einige Jahre auf der südpazifischen Insel Java. Von dort brachte er zahlreiche Erinnerungsstücke mit, aus denen sein Enkel nun eine Ausstellung gestaltete.

Massute wurde 1864 als Sohn eines Buchhändlers in der Kleinstadt Küstrin im heutigen Polen geboren. Er absolvierte eine Apothekerlehre, die er im Nachbarort Seelow mit der Gehilfenprüfung abschloss. Anschließend studierte Massute in Leipzig Pharmazie. 1887 absolvierte er in der Apotheke in Erxleben ein sechswöchiges Praktikum. Die Apotheke wird heute von seinem Urenkel Andreas Wolff geleitet.

Massute verfasste seine Dissertation zu einem lebensmittelchemischen Thema. 1891 begann er eine Ausbildung zum Zuckerchemiker. Ein Jahr später erhielt er eine Anstellung bei einem holländischen Unternehmen, das auf der heute zu Indonesien gehörenden Insel Java Fabriken zur Verarbeitung von Zuckerrohr betrieb. Massute wollte dort das nötige Kapital erwirtschaften, um seine eigene Apotheke eröffnen zu können.

Er blieb bis 1897 auf der Insel. In dieser Zeit arbeitete er in sechs verschiedenen Zuckerfabriken. Die Zeit auf Java nutzte Massute auch, um Land und Leute zu studieren. Seine Beobachtungen hielt er in zahlreichen Tagebüchern und Zeichnungen fest. Neben seinen Aufzeichnungen brachte Massute auch Fotografien, Porzellan aus China, Tanzmasken, Fächer und zahlreiche andere Souvenirs mit nach Deutschland. Um während seines Java-Aufenthalts fotografieren zu können, hatte er sich extra eine Tropenkamera hinterherschicken lassen.

Nach seiner Rückkehr war Massute zunächst als Industrieapotheker in Königsberg tätig und kaufte schließlich 1905 für 205.000 Goldmark die Löwen-Apotheke in Altenweddingen, südwestlich von Magdeburg. Die Apotheke führte er bis zu seinem Tod 1927. Das war zeitweise nur möglich, weil alle Familienmitglieder eingebunden wurden: Die Tochter Käthe etwa musste die Schule verlassen, um in der Apotheke mitzuarbeiten.

Sie heiratete später den Apotheker Kuno Wolff, der die Apotheke seines Schwiegervaters übernahm. Ende der 30er Jahren konnten die beiden die Schulden für die Apotheke abbezahlen. Ihre Söhne Klaus und Dietrich wurden ebenso Apotheker wie die Enkel Susanne, Andreas und Martin. Sie betreiben heute Apotheken im Landkreis Börde.

Dietrich Wolff hat sich der Andenken seines Großvaters angenommen. Bereits seine Eltern Käthe und Kuno hatten die Tagebücher des Großvaters mit der Schreibmaschine abgetippt. Wolff hat aus den in Kartons und Schränken auf dem Dachboden aufbewahrten Erinnerungsstücken eine Ausstellung gestaltet. Unterstützt wurde er dabei von dem Historiker Guido Skirlo.

Die Ausstellung anlässlich des 150. Geburtstags von Massute kann im Börde Museum der Burg Ummendorf besichtigt werden. Sie ist von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet. Nach der Ausstellung will Wolff nun auch ein Buch über das Leben und die Erfahrungen seines Großvaters schreiben.

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