Mönchengladbach

Raubserie auf Apotheken

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Berlin -

Schon wieder ein Überfall auf eine Apotheke im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt: Dieses Mal traf es die Maxmo-Apotheke Stresemannstraße von Inhaber Oliver Dienst. Es ist bereits der dritte Apothekenüberfall in Rheydt im Mai.

Ein Mann betrat die Maxmo-Apotheke in der Rheydter Innenstadt und bedrohte die anwesenden Mitarbeiter mit einem schwarzen Revolver. Er ging zielgerichtet zu den Kassen und entnahm daraus die Geldscheine. Anschließend flüchtete er auf einem Fahrrad. Es handelte sich um den dritten Apothekenraub in Rheydt innerhalb von weniger als drei Wochen. Die Polizei geht davon aus, dass alle drei Apothekenüberfälle von demselben Täter verübt wurden. Die Tatvorgänge und Täterbeschreibungen passen zusammen.

Am 3. Mai schlug der Täter das erste Mal zu: Gegen 18 Uhr betrat er die Nord-Apotheke von Inhaber Dr. Ulrich Adams. Adams war ausgerechnet an diesem Dienstag wegen eines Tennisspiels nicht selbst in der Offizin. Eine Vertretungsapothekerin, eine PTA und zwei PKA waren anwesend, allerdings keine Kunden: „Vermutlich hat der Täter die Apotheke eine Weile beobachtet, denn der Nachmittag war recht geschäftig“, sagt Adams.

Als er die Apotheke betrat, wandten Apothekerin und PTA der Tür gerade den Rücken zu, da sie den Urlaubsplan besprachen. Als die Eingangsglocke ertönte, ging die Apothekerin nach vorn zum HV-Tisch. „Und da blickte sie direkt in die Pistole mit Schalldämpfer“, schildert Adams. Langsam sei die Approbierte zurückgewichen. Die PTA habe das bemerkt und sei daher ebenfalls zum HV-Tisch gekommen. Der Räuber habe daraufhin auch sie bedroht und ihr befohlen, die Kasse zu öffnen. „Sie hat so sehr gezittert, dass ihr das zunächst nicht gelungen ist und der Mann schrie sie an, dass sie schneller machen soll“, so Adams.

Schließlich war die Kasse offen, der Täter griff über den HV-Tisch hinein und erbeutete so 900 Euro. „Er ging aus der Apotheke, rannte nicht“, sagt Adams. Die Vertretungsapothekerin hatte währenddessen die beiden PKA in den Hinterräumen gewarnt, dass sie die Polizei rufen und sich einschließen sollten. Sie selbst wollte dem Täter nachgehen, um zumindest noch ein Handyfoto von ihm zu machen – doch er war bereits verschwunden. Insgesamt habe der Überfall nicht länger als fünf Minuten gedauert.

Die Polizei rückte an und nahm eine umfangreiche Spurensicherung vor. Da der Täter ohne Handschuhe in die Kasse gegriffen hatte, entnahmen sie auch Proben von Hautschüppchen, die genetisch analysiert wurden. Auch die Mitarbeiter gaben Genproben ab, um diese Ergebnisse auszuschließen. „Ich weiß nicht, ob die Polizei so schon weitergekommen ist“, sagt Adams.

Seine Mitarbeiter haben die Tat gut verarbeitet. Die Polizei habe angeboten, dass er einen Polizeipsychologen in Anspruch nehmen könne, aber darauf habe er nicht zurückkommen müssen. Seine Versicherung habe die 900 Euro abzüglich 250 Euro Selbstbeteiligung bereits erstattet. Adams glaubt nicht, dass der Täter nochmals die Nord-Apotheke überfallen wird: „Er wird davon ausgehen, dass wir entsprechende Maßnahmen treffen.“ Tatsächlich will Adams seine Überwachungskamera an einen Computer anschließen, so dass die Aufnahmen für eine gewisse Zeit abgespeichert werden können.

Die zweite Apotheke überfiel der Täter elf Tage später. Am Samstag, den 14. Mai, betrat er gegen 11 Uhr die Löwen-Apotheke von Inhaber Hans-Georg Busen im Süden von Rheydt. Im Verkaufsraum bediente die Mitarbeiterin eine Kundin, als der Mann die Apotheke mit vorgehaltenem Revolver betrat. Er stahl aus der geöffneten Kasse die Geldscheine mit einem Gesamtwert im niedrigen dreistelligen Bereich.

Busen und eine weitere Mitarbeiterin befanden sich zu dem Zeitpunkt im hinteren Bereich der Apotheke. „Die Mitarbeiterin hat uns zugerufen, dass sie überfallen wird“, berichtet Busen. Er habe es zunächst nicht glauben wollen, wies seine zweite Angestellte an, die Polizei zu rufen und lief nach vorne. Der Täter war aber bereits mit dem Bargeld auf einem Fahrrad geflohen. „Insgesamt hat das nicht einmal 20 Sekunden gedauert“, sagt er.

Dann seien Ermittlungsbeamte gekommen, um den Fall aufzunehmen, so Busen. Zudem wurden die Videoaufnahmen der Überwachungskamera ausgewertet. Die überfallene Mitarbeiterin sei sehr „taff“ gewesen und habe den Vorfall gut weggesteckt. Weitere Sicherheitsmaßnahmen hat der Inhaber nach dem Überfall nicht getroffen: „Wir haben schon eine Kamera, viel mehr können wir nicht tun“, sagt er. Doch die Bedenken hätten zugenommen, dass seine Apotheken noch einmal Ziel des Räubers werden könnten. Busen führt neben der Löwen-Apotheke noch die Falken-Apotheke – ebenfalls in Rheydt.

Der Täter wird von den Zeugen als schlank, etwa 170 cm groß und zwischen 20 und 30 Jahren alt beschrieben. Er spricht akzentfrei Deutsch. Er soll Aknenarben und eine auffällige Narbe rechts über der Oberlippe haben.

Die Polizei Mönchengladbach hat bislang noch keine konkreten Hinweise zum Täter, allerdings sei die jüngste Beschreibung sehr detailliert. Zudem gebe es Aufnahmen der Überwachungskamera der Maxmo-Apotheke, die nun ausgewertet werden sollen. Eine derartige Überfallserie auf Apotheken habe es in Rheydt bislang nicht gegeben, sagt ein Polizeisprecher. Häufiger würden der Polizei Einbrüche gemeldet, oft von Drogenabhängigen, die es auf Medikamente abgesehen hätten.

Im Moment sei das Überfallrisiko für die knapp zwei Dutzend Apotheken in Rheydt erhöht. „Aber das haben wir im Auge“, so der Sprecher. Die Polizei rät den Mitarbeitern, im Ernstfall „nicht den Helden zu spielen“, sondern den Forderungen des Räubers nachzukommen. Soweit es der Schock erlaube, sollten die Angestellten den Täter stattdessen genau beobachten, um später eine gute Personenbeschreibung abgeben zu können. Helfen würden auch Hinweise, wie und wohin der Räuber geflohen sei. Wünschenswert seien zudem hochauflösende Digitalaufnahmen von Überwachungskameras. „Doch das ist für die Apotheke natürlich eine Kostenfrage“, sagt der Sprecher.

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