Internethandel

Arzneimittel auf dem Flohmarkt

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Berlin -

ebay ist als Börse für gebrauchte Arzneimittel inzwischen bekannt. Nun sind engagierte Apotheker auf ein weiteres Portal gestoßen, auf dem illegal rezeptpflichtige Arzneimittel von Privatpersonen angeboten wurden: Shpock, einer „Flohmarkt App für schöne Dinge“. Der Betreiber hat die Anzeigen inzwischen gelöscht und fordert mehr Aufklärung. Denn vielen Nutzern falle es schwer, zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln zu unterscheiden, meint Geschäftsführer Armin Strbac.

Shpock wurde vor etwa zwei Jahren gegründet; der Betreiber sitzt in Wien. Man stelle eine Plattform zur Verfügung, über die Leute Dinge zum Verkauf anbieten könnten, erklärt Strbac. Genutzt werde das Portal hauptsächlich von jungen Privatpersonen, die vor allem Kleidung, Elektronik oder Einrichtungsgegenstände einstellten.

Aber auch Arzneimittel wurden zuletzt zum Kauf angeboten, etwa Tilidin, Malarone sowie die Kontrazeptiva Cerazette, Qlaira und Violette. Nachdem die Angebote gemeldet wurden, löschte der Anbieter die Inserate. Strbac vermutet keinen bösen Gedanken bei den Nutzern oder gar gewerblichen Betrug, sondern Unwissen: „Was sich für mich zeigt, ist, dass Leute sehr unbedacht damit umgehen. Ihnen ist nicht klar, dass sie das nicht dürfen und dass das ernste Folgen für denjenigen haben kann, der die Medikamente ohne ärztliche Anweisung nimmt.“

Für die Angebote seien die Nutzer verantwortlich, Shpock stelle lediglich die Plattform, betont Strbac. Eine Kontrolle der Inserate sei unmöglich, sagt er mit Verweis auf die Vielzahl der eingestellten Artikel und den geringen Raum, den Nutzer für die Beschreibung des Objekts haben. Der ist bei Shpock beschränkt auf 250 Zeichen. Ein Arzneimittel- oder gar Wirkstoffname, nach dem das System die Anzeigen filtern könnte, tauche da nicht auf.

Bei der Kontrolle der Angebote setzt Strbac auf andere Nutzer, die Anzeigen melden, wenn sie ihnen seltsam erscheinen – und auch auf die Apotheker, die am besten illegale Angebote erkennen könnten. In diesem Fall werde das Angebot manuell geprüft und gegebenenfalls gelöscht. Der Nutzer erhalte eine E-Mail, in der erklärt werde, was auf Shpock verboten sei.

Wenn ein Nutzer wiederholt und in größerem Umfang Arzneimittel einstellen würde, würde der Account gesperrt werden, versichert Strbac. Bei den aktuellen Fällen hätten die Nutzer aber nur einzelne Arzneimittel angeboten, neben Kleidungsstücken oder Möbeln. Noch niemand habe mehr als ein Medikament zum Verkauf eingestellt.

Reinhard Rokitta vom Verein „Freie Apothekerschaft“ (FA), der sich gegen den Verkauf von rezeptpflichtigen Arzneimitteln über Internetplattformen engagiert, sieht das Portal kritisch. Bei der App sei die Kontrolle schwieriger als etwa bei ebay. Stößt die FA auf solche illegalen Angebote, stellt Apotheker Dietmar Frensemeyer Strafanzeige – durchschnittlich sind es nach seiner Einschätzung drei am Tag. Bislang hat er damit aber nicht viel Erfolg. Die meisten Verfahren werden eingestellt, weil die Verkäufer keine Gewinnerzielungsabsicht verfolgen oder Ersttäter sind.

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